Tiefgestimmte Gitarren, fesselnder Groove und Rap. Hacktivist, ein Quintett aus Milton Keynes in England, haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Szene gewaltig aufzumischen. Nach einer langen Wartezeit von drei Jahren erscheint nun der lang ersehnte Nachfolger der selbst betitelten EP.
„Outside The Box“ beginnt nicht mit einem gewöhnlichen Intro, sondern einer Ansprache durch Marlon Hurley, Bruder des Frontmanns Jermaine Hurley. Was zuerst wie ein Aufruf zur Reflexion klingt, wandelt sich schnell in einen Schlachtruf, der Sekunden später in gewohnt rifflastiger Djent Manier umgarnt wird.
„Our Time“ deutet hier schon vage an, was auf den Zuhörer wartet während des Albums.
„The easy life is boring, come with us and ride the storm“
Fast mathematisch konzipiert gleitet der instrumentale Einstieg des Liedes nur so vor sich hin. Doch wer daraufhin probiert, dies mit einer Gitarre nachzuspielen, wird merken, dass man es hier eben nicht mit Kindergartenriffs zu tun hat! Die Rhythmusgruppe um Gitarrist Timothy James kreiert so arg schwere Patterns, dass man keine andere Wahl hat, als komplett erstaunt dem zu lauschen, was geboten wird.
Synthetisch angehaucht geht es auch schon weiter mit „Hate“, einem eher entspannten Rapsong. Hier kommt in den Strophen der ungeheure Flow der beiden Sänger zum Vorschein, während sie über ihren rasanten Aufstieg innerhalb der letzten Jahre elaborieren. Der gewagte Spagat zwischen harter Musik und Hip-Hop-Attitüde gelingt in solchen Momenten am besten, da dem Ohr konstant Abwechslung geliefert wird.
Hacktivist nutzen gekonnt experimentelles Songwriting, um beispielsweise im Fan-Favorit „Deceive and Defy“ mit einem Riff zu eröffnen, welches andere Gruppen für einen vorhersehbaren Breakdown benutzt hätten. „Nicht mit uns“, denken sich Hacktivist und lassen knallhart eine Rap-Strophe darauf folgen.
Weiterhin wird auch nach wenigen Liedern deutlich, dass das Quintett sich nicht vor Kollaborationen scheut. Seien es Rou Reynolds von Enter Shikari, Jamie Graham von Heart of a Coward, Astroid Boys oder Jot Maxi – viele markante Stimmen finden ihren Platz auf „Outside The Box“. Diese Ausflüge heben sich jedoch nicht von dem bereits starken Sound ab, den Hacktivist besitzen. Vielmehr wirkt das Zusammenspiel hier wie ein starkes Bündnis verschiedener Stilrichtungen, welches die Vielfalt der Gruppe untermalt. Bissige Hooks finden sich in „Rotten“, während „Taken“ zu dem melodischsten Material des Gesamtwerks zählt.
Glücklicherweise lockern die Zwischenspiele „The Storm“ I und II das eng gestrickte Muster aus Riffs und Rhythmen auf, um Pausen zum Atmen zu ermöglichen. Inmitten all dem harten Getöse kann das nämlich schonmal schwerfallen.
Einziger Kritikpunkt ist die selten verwendete Power der Stimme von Timothy James: „No Way Back“ und „False Idols“ bestechen mit starker Eingängigkeit, die an manch anderer Stelle des Albums gut gepasst hätte.
Dennoch wirkt die CD im Gesamtdurchlauf nicht eintönig. Wie auch, wenn insgesamt acht Stimmen zu hören sind?
Zusammenfassend ist es Hacktivist gelungen, dem Hype des Albums gerecht zu werden, welches sich schon so lange angebahnt hat. Durch die Integration von älteren Songs wie „Elevate“ werden auch Fans ders ersten Stunde einen gewissen Nostalgiefaktor auf der CD finden. Die Band ist aber nicht zu reduzieren auf den Erfolg der 2013 erschienenen Cover-Single „Niggas in Paris“, denn ihre Zeit beginnt erst. Nie hätten die Jungs es gedacht, dass sie so weit kommen würden, ohne ein Debüt veröffentlicht zu haben. Mit neuem Material in den Taschen und einer bevorstehenden Europatournee ist es aber Zeit, die Ärmel hochzukrempeln und sich auf eine Ära vorzubereiten, in der selbst der größte Crossover es schaffen kann, weltweiten Zuspruch zu finden.