Livereview: Kings of Core Vol. 6, Caveau Mainz 15.05.2016

Am Pfingstsonntag wurde im Mainzer Caveau zum sechsten mal zur Konzertreihe Kings of Core geladen. Zwar wird sich nicht bei jeder Veranstaltung dieser Reihe auf ,,Core“ beschränkt, wie die Show von Debauchery am 23. Oktober 2016 zeigt, dennoch treffend war die Bezeichnung für diesen Abend. Das Line-Up bestand nämlich aus Break Down A Venue, Unprocessed, In Friends We Trust und Almost Tomorrow, allesamt eher im modernen Metal- und Hardcore angesiedelte Bands.

Eingeläutet wurde der Abend klassischerweise von einem lokalen Act, nämlich Almost Tomorrow aus Mainz. Die fünf Jungs boten eine Mischung aus wütend stampfenden Rhythmen angeführt von tief gegrowlten Vocals und epischen Harmonien zusammen mit sauber abgestimmtem zweistimmigen Gesang der beiden Gitarristen. Vor allem die melodiösen Riffs von Gitarrist Manu, welche auch gerne mal zum Interlude ausarteten, bauten die Klangvielfalt der Mainzer deutlich aus und bereiteten die Ohren der ersten Zuschauer standesgemäß auf den Rest des Abends vor.

Nach einem überraschend kurzen Set der Opener, ging es dann prompt mit In Friends We Trust weiter, die ihren Weg aus Mannheim ins Nachbarbundesland gefunden hatten. Neben dem Club, der sich langsam aber stetig mit Publikum füllte, wurde es auch dank der aufgestellten Sidedrops auf der Bühne heimeliger – zum Nachteil des linken Gitarristen, dem ständig drohte vom Banner erschlagen zu werden. Davon unbeeindruckt fuhren die Herren dennoch eine solide Pop-Punk/Metalcore Show, was die ersten Herrschaften im Publikum zum ,,Tanzen“ animierte. ,,Let the good times roll“ stand es auf den Bannern geschrieben und dieser Aufforderung wurde konsequent gefolgt. Mission accomplished.

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Nach einer Portion frischer Luft in der Mainzer Abenddämmerung und einer etwas komplexeren Umbaupause, brach die zweite Hälfte des Abends mit weiteren Lokalmatadoren an: Unprocessed aus Wiesbaden. Die Herren boten mit schier unendlich breiten Griffbrettern der Gitarren und einem Altersdurchschnitt, der ungefähr der Uhrzeit entsprach, ein Bild, welches man immer häufiger heutzutage antrifft und einem dabei schnell klar wird, welche Art von Subgenre des „Core“ gleich gespielt wird. Richtig, Djent. Aber von Klischees darf man sich bei der fünfköpfigen Formation nicht täuschen lassen, denn schon nach wenigen Takten dürfte auch der letzte Zweifler im Raum von der Qualität und Professionalität dieser Band überzeugt gewesen sein. Man kann Djent mögen oder auch nicht, aber die Musikalität der Riffs, die diese Jungs abfuhren spricht für sich. Filigrane Tappings im Wechsel mit donnernden Tiefen der Achtsaiter-Gitarren, breite Sphären und elektronische Beats der Hintergrund-Samples, pumpende und komplexe Schlagzeugrhythmen, emotional geladene Clean-Vocals von Sänger Manu schafften eine wohlige Atmosphäre im Gemäuer, in der man sich ab und zu schön verlieren konnte. Diese Band muss sich vor der Konkurrenz aus Übersee oder dem Vereinigten Königreich wirklich nicht verstecken und ich bin gespannt, wie weit die (jungen) Herren es noch treiben werden.

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Wieder zurück aus den Sphären des Djent war es nun Zeit für den Headliner des Abends. Break Down A Venue aus Stuttgart ließen schon beim Linecheck einiges erwarten. Das Novum dabei war wohl Sängerin Nyves, welche manche Herren oder Damen im Publikum vor allem nicht nur optisch zu begeistern wusste. Im Wechsel mit ihrem Gesangspartner Robin und gelegentlich ergänzt durch Gitarrist Mark präsentierte sie, was an Stimmgewalt in ihr steckt und schaffte es, trotz leichter Probleme mit den etwas schwachbrüstigen Monitorboxen, jeden Ton auf den Punkt zu treffen. An alle Casting-Show-Jurys: SO muss das klingen! Die Kombination der beiden unterschiedlichen Gesangsarten brachte eine derart mitreißende Dynamik, dass der letztendlich gut gefüllte Club ordentlich abging. Doch nicht nur vor, sondern auch auf der Bühne ging der Punk ab. Die sechs Schwaben gaben sowohl musikalisch, als auch körperlich alles um den Laden zum kochen zu bringen, und das mit Erfolg. Moshpits brachen aus und sogar ein waghalsiger Stagedive wurde erfolgreich ausgeführt. Starke Melodien, perfekt abgestimmter Gesang und extrem solide, brachiale Drums durchzogen jeden Song des Sets der Headliner. Von Song zu Song steigerte sich die Energie bei Band und Publikum und gipfelte letztendlich in der letzten Nummer des Abends, welche schweres Hitpotential mit sich brachte. Das muss sich wohl auch Ersatzgitarrist Vales gedacht haben, der es sich nicht nehmen lies nochmal einen Moshpit zum Schluss anzustacheln.

Tolle Stimmung im Publikum und ein hervorragend abgestimmtes Line-Up machten die Kings Of Core Vol. 6 -Show im Caveau in Mainz zu einem sehr gelungenen Sonntagabend. Lediglich die Besucherzahl hätte etwas größer ausfallen können, was jedoch dem Open Ohr Festival, welches über die Pfingsttage ebenfalls in Mainz stattgefunden hat, geschuldet sein dürfte.

Fotos von Luella Salomon