Livereview: Free and Easy Festival, Backstage München, 30.7.2016

Über 180 Bands – 18 Tage – 4 Bühnen – freier Eintritt. Das Free and Easy Festival im Münchener Backstage bietet jedes Jahr eine verführerische Mischung aller erdenklichen „Rock-Genres“ an, bei dem sich neben Newcomern auch internationale Größen die Ehre geben.
Am Samstag, den 30. Juli, konnte man in der Halle des Backstage einen echten Ohrenschmaus aus Indiepop bis Rock von drei deutschsprachigen Bands genießen.

Optimal Standard 1Als Opener stellte sich das Quartett Optimal Standard aus Murnau am Staffelsee vor. Newcomer? Falsch gedacht! Seit 10 Jahren besteht die Band aus Oberbayern bereits und auch davor haben die Herren schon viele Jahre musikalische Erfahrungen gesammelt. Mit selbstverständlicher Lässigkeit präsentieren die Bandmitglieder ihre Songs – Indie-Rock mit Texten aus dem Leben. Die Rechnung ist einfach: Eingängige Melodien, unkomplizierte Texte und dazu eine gedrückt heisere Stimme ergeben einen wirklich lauten Publikums-Wachmacher.

Die in Gang gesetzte Vorwärts-Richtung wurde von dem zweiten Act der Halle dann so richtig auf den Höhepunkt getrieben.

Dreimillionen 2Nach einer bemerkenswert gut organisierten Umbaupause samt kurzem Line-Check nahmen Dreimillionen aus Frankfurt ihren Platz auf der Bühne ein. Was einem wohl gleich bei einem Blick in die stetig wachsende Zahl an Zuschauern aufgefallen ist: Bemerkenswerte Textsicherheit bei vielen Fans. Dass Dreimillionen seit ihrem CD-Release von „Aus Gold“ vor einem Jahr kein Geheimtipp mehr sind wird hier bestätigt. Von der Tiefgründigkeit der beinahe lyrisch anmutenden Strophen fühlen sich sofort auch vorbeigehende Festivalbesucher angesprochen, die Sänger Yanni mit seiner sowohl warmen, unverkennbaren und klaren Stimmfarbe als auch mit emotionalen und technisch hervorragenden Schreien kombiniert. Der von den Instrumenten in Szene gesetzte Rock – Pop entfaltet zusammen mit der Bühnenpräsenz der Musiker und der überraschenden Härte des Sängers ein ungeahntes Live-Erlebnis, dass alle durch die EP-Songs aufgestellten Erwartungen weit übersteigt.

Killerpilze 2Wenn das Publikum vor der Bühne immer mehr wird, obwohl man bei gefühlten 40 Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit kaum atmen kann, dann ist es Zeit für den Headliner des Abends. Und dieser heißt in diesem Fall „Killerpilze“.
Man erinnert sich an diese Band, deren Bravo-Poster an der Wand jedes Klassenzimmers hing während man auf der Bühne den Sänger vom 15-jährigen Bandbestehen reden hört. Bevor es los geht schaut noch der ein oder andere schnell in die Pokémon Go App und man lächelt über das Älterwerden und Dinge die sich nie ändern. Was sich allerdings geändert hat ist das musikalische Können der Jungs.
Auch wenn die Texte noch wie aus der Feder eines unreifen Jugendlichen klingen, so muss man sich doch dabei ertappen über diese Zeilen zu lächeln. Auch merkt man, dass nach Jahren alle Drei bis ins Detail aufeinander abgestimmt sind und alles auf verschrobene Weise doch ziemlich eindeutig zusammen zu passen scheint. Und die Stimmung im Saal gibt ihnen Recht. Keinen hält es ruhig, jeder tanzt, schreit lacht und murmelt auch auf dem späteren Heimweg noch die Worte „High von dir“ vor sich hin. Die sympathischen Killerpilze mischen zum Grundgerüst des stimmungsvollen Indiepop derbe und raue Riffs hinzu. Das verleiht dem Livevergnügen eine explosive Hardrock-Note.
Auch wenn das „High“ – Album wohl weder textlich, noch musikalisch mit der Vorband Dreimillionen mithalten können, so gehört diese Truppe allerdings mit ihrem Auftreten und ihrer Liveshow auf jede große Bühne.

Killerpilze 1Das Trio kann mit Sicherheit eine eiserne Fanbase aufweisen, trotzdem haftet wohl noch das Image aus Teenie-Tagen an dem Bandnamen. Ob sich die Band mit einem neuen Bandnamen einen Gefallen getan hätte? Darüber lässt sich spekulieren. Allerdings gehören peinliche Bilder aus der Jugend genauso zur Geschichte der Band und den Persönlichkeiten, wie die Charaktere und die musikalischen Talente, zu denen die Drei geworden sind. Respekt also für 15 Jahre Bandbestehen der Killerpilze!

 

Foto Credits: Anna Ewald und Nina Gänsler