Ganz in weiß, wie Roy Black einst so schön sang, kommt es daher, das neue Album von Run Liberty Run. Die Karlsruher liefern mit ,,We Are“ ihr Erstlingswerk ab, das rein äußerlich schon mal einen sehr cleanen und modernen Look aufweist. Müsste man raten, würde man wohl auf eine weitere blasse und blutleere Mainstream-Produktion tippen. Doch weit gefehlt.
Der erste Song ,,Ashes and Dust“ macht nämlich nach wenigen Sekunden klar, dass hier gar nichts blass und blutleer ist. Fette Gitarrenriffs, dominante Synthesizer-Klänge und die melodiösen Clean-Vocals von Sänger Schep bilden einen energiegeladenen und stimmigen Mix aus allerbestem Synth-Pop und modernem Metalcore. Handwerklich setzen die vier Jungs dies zudem dermaßen gut um, dass man in manchen Augenblicken fast meinen könnte, es handle sich hier um eine Pop-Größe aus Skandinavien oder Großbritannien.
Der Titeltrack des Albums ,,We Are“ setzt dies alles konsequent fort und bietet ordentlich Kontrast, von melancholischen Akustikgitarren-Parts bis hin zu optimal getimten Gitarrensoli. Gerade letzteres ist ja leider in heutigen Produktionen ein vom Aussterben bedrohtes Stilmittel.
All das bietet ein stabiles Sound-Fundament für die Vocals, welche Themen wie Schmerz, Verzweiflung, Motivation und Stärke behandeln. Diese Themen werden von ziemlich unterschiedlichen Songs auch sehr schön wider gespiegelt. Die Ballade ,,Start a Fire“ zieht die Stimmungskurve in der Mitte des Albums mächtig nach unten und zeigt die ganze Emotionalität der Band. Dem gefolgt steigt die Spannung jedoch immer weiter bis ,,Bengal Fire“ die Trackliste mit einem Feuerwerk an Gang-Vocals und einem treibenden Puls abschließt. Die dynamische Bandbreite ist daher nicht nur innerhalb der Songs, sondern auch auf dem kompletten Album ordentlich groß. Langeweile: Fehlanzeige.
Mit ,,We Are“ haben Run Liberty Run eine super durchdachte und ausgewogene Platte veröffentlicht, die den Vergleich sowohl mit modernen Metalcore-, als auch Mainstream-Pop-Alben nicht scheuen muss. Man sollte sich also wirklich nicht vom unscheinbaren Layout des Albums täuschen lassen. Natürlich, wer hier einen dreckigen Sound sucht ist an der völlig falschen Adresse. Ungeachtet davon kann ,,We Are“ aber auf ganzer Linie überzeugen.