CD Review: To The Rats And Wolves – Dethroned

Nun, wie beginnt man, etwas zu sagen, dass einem sehr unangenehm ist? Wenn es um die Formation To The Rats And Wolves geht, kann das schon mal ungemütlich werden. Zuerst „Young.Used.Wasted.“ gestartet, nun sind sie auf dem Weg zum Olymp der modernen Musik. Was „Dethroned“ wirklich bieten kann, erfahrt ihr bei uns.

Vielversprechend ertönen die ersten Klänge des neuen Albums mit verblüffender Ähnlichkeit zu Slipknot Hits wie „Wait and Bleed“ im Eröffnungslied „Riot“. Screamer Dixi Wu steuert seine hohen, verstörenden Einsätze ohne Vorwarnung bei und erweckt Aufmerksamkeit beim Zuhörer. Was hier auch direkt auffällt, ist der rundum fette Sound der Produktion. Mit wuchtigen Bässen und einem besonders dichten Klangspektrum reiht sich die CD klanglich einfach neben genretypischen Veröffentlichungen ein. An dieser Stelle sei also Daniel Haniss ein großes Lob ausgesprochen!

Zum Songwriting selbst ist leider nicht so viel Positives zu sagen. Mit zu erwartenden Strukturen, Clean Vocals im Refrain und einem Schema F Ablauf von Strophe – Refrain -Strophe – Refrain – Buildup – Breakdown – Refrain kann die Band nicht aus der Masse herausstechen. Der überspitzt kitschige Clean Gesang Nico Sallachs wirkt leider trotz einer durchaus guten Stimme im Kontext der elektronischen Refrains wie eine Reinterpretation der Back Street Boys und trifft so für mich leider genau daneben.

Textlich haben sich die Jungs jedoch größtenteils weiterentwickelt. Wenngleich Single „Dethroned“ mit Texten wie „It is one for all and all for fucking one / spazz boom bang scream it out loud / time to go hard or get the fuck out“ selbst ins Bein schießt und seine Seele an partywütige 16-jährige in der Dorfdisco verspielt, so durchzieht das Album meist eine ernstere Note. Der Gedanke der Underdogs, die die Macht in einer futuristischen Welt ergreifen, ist hierbei auf jedem Lied zu finden. Der Fehler in der Umsetzung ist der stagnierende Spannungsbogen, der sich konstant auf einem „ich-mache-Party-und-mir-ist-alles-egal“ Level befindet und nie größere Ausreißer in andere Territorien macht. Schade eigentlich.

Ein finaler Kritikpunkt ist einerseits das Screaming Dixi Wus und der deutsche Akzent, der besonders bei harten Konsonanten mit gefletschten Zähnen zum Vorschein kommt. Zu schrill kommt dieser daher, was meist an eine wildgewordenes Meerschweinchen erinnert und nach unzähligen Durchläufen nur noch lächerlich wirkt. Seine Stärke liegt hingegen ganz klar in den Mitten und Tiefen, die er mit Sicherheit beherrscht.

Trotz einiger starker Songs bleibt dauerhaft ein fader Beigeschmack erhalten. Da ist einerseits der immerwiederkehrende Vergleich zu Eskimo Callboy, die mit weitaus etablierterer Fanbase schon zurecht ein Stück der fragwürdigen Musikrichtung für sich beanspruchen können. Außerdem veranstaltet die Band auf ihrem Werk eine Hausparty, zu der wirklich jeder eingeladen ist. Das Leben im Moment steht im Vordergrund, und jeder geht zufrieden nach Hause. Doch wer erinnert sich noch Jahre später daran? Irgendwann hat es sich nun mal eben ausgefeiert, der Hangover setzt ein und alles wirkt blass. Man kann die beste Highschoolparty schmeißen, doch leider interessiert das später keinen mehr. To The Rats And Wolves haben sich mit ihrem wenig innovativen, sich wiederholenden Electrocore selbst den Weg ins Grab geebnet. Bald ist die Party vorbei, Jungs.