CD Review: Every Time I Die – Low Teens

„Low Teens“ nennt sich das neue Album von Every Time I Die, welches gestern offiziell das Licht der Welt erblickt hat. Die Helden des Heavy-Southern-Chaos-Metal-Hardcore veröffentlichen damit eine Arbeit, die mit vielen tiefgründigen, persönlichen Bezügen zur Band versehen ist und diverse Krisen verarbeiten soll. Wie sich das im Sound des Albums niedergeschlagen hat, könnt ihr in diesem Review erfahren.

Gewohnt abgefahren beginnt die neueste Schöpfung der Jungs aus Buffalo, NY. Etwas langsamer und brachialer als auf dem Vorgänger ,,From Parts Unknown“, aber nicht weniger intensiv. Wummernde und stampfende Drums, tief gestimmte Gitarren und das unverkennbare Schreien von Sänger Keith Buckley machen schon beim ersten Song ,,Fear and Trembling“ ordentlich Lust auf mehr. Vor allem die wuchtigen Gitarrenriffs können bei dieser Nummer begeistern. Weiter geht es mit einem eher vertraut klingenden Song namens ,,Glitch“, bei dem im altbekannt dreckigen Punk-Rhythmus das Tempo angezogen wird und der Wahnsinn, den diese Band serienmäßig eingebaut hat, besonders schön zum Vorschein treten kann. Ein klassischer ETID-Song mit Tempo und krummen Takten, wie er auch alt eingesessene Fans der Band mitreißen dürfte.
Etwas anders verhält sich der nächste Track ,,C++ (Love Will Kill You)“. Ein klar vom Hard Rock geprägter Song, bei welchem Sänger Keith den Schock über Probleme seiner Frau bei ihrer Schwangerschaft verarbeitet. Cleane Vocals, ein straighter Refrain inklusive Tambourin und jaulende Gitarrenlicks im Hintergrund. Rock’n’Roll! Wem das soundmäßig imponiert wird ,,Two Summers“ ebenfalls total abfeiern. Unfassbar, wie viel Southern- und Hard Rock die Herren in diesen Song eingebaut haben. Da taucht sogar eine Kuhglocke im Hintergrund auf! Wahnsinn. Clean Vocals und zweistimmige Licks, auf die sogar die Allman Brothers Band stolz sein würde, gepaart mit den üblich wirren Part- und Tempowechsel, lassen das Redneck-Herz höher schlagen. Da brummt der Camaro.

ETID Low Teens

Etwas typischer klingen da ,,Awful Lot“ und ,,I Didn’t Want To Join Your Stupid Cult Anyway“. Letzterer besticht neben seinem grandiosen Titel vor allem durch ein riesiges musikalisches Chaos, was die Jungs wie immer bestens zu kontrollieren wissen. Ganz groß kommt außerdem ,,It Remembers“ daher. Moderat und emotional gesungen, eher im Midtempo angesiedelt, könnte man bei diesem Track fast schon von der Ballade des Albums sprechen. Das Chart-Potenzial rührt auch aus dem ungewohnt geradlinigen und fast schon standardmäßigen Arrangement daher.
Apropos Chaos – mit ,,Petal“ liefern die Herren eine weitere Paradenummer. Schräg, schnell, hysterisch, psychedelisch. So muss das sein. Diesen Disziplinen wird auch die erste Single-Auskopplung des Albums gerecht. Dabei hat ,,The Coin Has A Say“ erstaunliche Ähnlichkeit mit der Single des letzten Albums, ,,Decayin‘ With The Boys“. Auch ,,Religion of Speed“, ,,Just as Real but Not as Brightly Lit“ und ,,1977“ schließen sich dem typischen Sound an, werden aber durch kleine Gimmicks und ausgecheckten Riffs niemals langweilig.
Wie es dem letzten Song eines Albums gebührt, schließt ,,Low Teens“ mit einer weiteren Soundvariation. ,,Map Change“ klingt zwar immer noch nach Every Time I Die, nur eine dicke Portion melodischer. Mit dem Refrain offenbart sich dann eine Melancholie, die in den vorherigen Tracks noch nicht aufgetaucht ist. Diese Emotionalität gibt dem Album noch die letzte Ergänzung und rundet das Ganze hervorragend ab.

Mit ,,Low Teens“ haben Every Time I Die einen neuen Schritt in ihrer Entwicklung beschritten. Die Songs sind bisweilen sehr vielfältig und spannen die Varietät der vermischten Genre weit auf. Dennoch verlieren Every Time I Die nie ihren prägnanten Stil und bieten wie immer eine wilde Party aus Tempo, Rhythmik und fetten Riffs. Die Ausreißer an Songs lockern das gewohnt gewollte Chaos optimal auf und bieten die nötige Entwicklung des Albums, ohne dass man dabei auf den altbewährten Sound verzichten muss. Es ist schön zu sehen, wenn eine Band ihre Ideale behält und trotzdem nicht jedes mal im Sinne von ,,never change a winning sound“ vorgeht. Deshalb sollte man unbedingt mal in diese Scheibe rein hören, da für jeden etwas dabei sein dürfte.

Every Time I Die – "It Remembers" (feat. Brendon Urie) from Epitaph Records on Vimeo.