Review: Death By Unga Bunga – Raw Muscular Power

Death By Unga Bunga zeigen Weezer mit Raw Muscular Power wie es geht: Die unpeinliche Verschmelzung von Power-Pop und 80s-Rock.

Und dafür müssen sie sich nicht mehr aus dem Kreuz leiern als Doppel-Gitarren-Leads und fürs Social-Media-Hirn maßgeschneiderte Garage-Punk-Hymnen, die genaue dann vorbei sind, wenn der Dopamin-Haushalt nachhaltig zu kippen droht. Also alles wie auf Heavy Male Insecurity (2021), aber auch alles schnörkelloser, wilder und härter als sonst. Natürlich muss niemand auf Pop-Appeal verzichten, seit dem Debüt Juvenile Jungle (2010) inhärenter Bestandteil des Death-By-Unga-Bunga-Sounds, aber mal zehn Sekunden länger warten, um zu merken, dass das hier für die Masse gedacht ist. Auch schielt das norwegische Quintett einmal mehr über den großen Teich, wie der Weezer-Vergleich zeigt, und das in Zusammenarbeit mit dem US-Garagerocker Mike Krol entstandene Therapy bestätigt, zu dem sich auch Fidlar zugedröht vom Surfbrett kugeln würden. I’m really old gibt dem Hit-Affen Zucker und kommt so locker aus der Hüfte geschossen, dass es nur schwer vorstellbar ist, dass diese mal aus Titan sein soll, während Sebastian Ulstad Olsen von den Wehwehchen scheinbar todgeweihter Mittdreißiger singt. Norwegen, Lederjacke, abseitiger Humor – klar, dass da die Turbonegro-Rufe nicht weit sind, obwohl diese zu Death By Unga Bunga nie so richtig passen wollten. Wenn Turbonegro, dann Turbonegro fürs Bällebad, an denen das Furchteinflößendste ist, wie reibungslos ihnen die Symbiose aus Zuckerguss und Schweinerock gelingt. Die Gitarrensolos sind so punktgenau gesetzt, dass sie an der Rock’n’Roll-Imitation vorbeischrammen und falls nicht, muss das so gewollt sein. Zu smart, zu geschmackssicher sind die zehn neuen Songs gestrickt, von denen Starchild mit Gastauftrag von Sløtface-Sängerin Haley Shea begeistert, The Recipe sich für den nächsten Suzuki-Swift-Werbespot mit skandinavischer Beteiligung in Position bringt und Dogs Of Hell nicht mehr unterscheiden kann zwischen Realität und Fiktion: „They say I should take my medication/Is it really all just in my head?“ Das Album beschließt Ring meg hvis du trenger en (auf Deutsch: Ruf mich an, wenn du einen Freund brauchst), der erste auf Norwegisch gesungene Song der Bandgeschichte, der das Tempo nochmal anzieht und dessen Gniedel-Gitarrensolo förmlich zu schreien scheint: Ja, man kann eine Flying V auch würdevoll benutzen, Rivers Cuomo.

Label: Jansen/Membran

Genre: Garage-Punk, Power-Pop

Vergleichbar:
Bad Nerves – Still Nervous
Fidlar – Surviving The Dream

Wertung:
12/15