Livereview: Protector – Minitour 2017, Dresden + Rostock

Im Normalfall ist es so : man zieht sich was an, fährt zu einem Event und danach wieder heim. Diesmal war alles anders. Ehrlich!

Das Wochenende begann mit der Ankunft am frühen Freitag morgen (5:00 Uhr) am Flughafen Köln/Bonn.
Es ging diesmal mit dem Flieger nach Dresden. Dort startete am Abend das „13. Metalfestival für krebskranke Kinder“, also feiern für den guten Zweck sozusagen.

Die Skullcrusher Dresden e. V. hatten neben Protector, wegen denen eigentlich zur Schlafenszeit im Flieger sitzen werde, auch Master, Discreation oder Gorilla Monsoon eingeladen – dazu noch eine Menge anderer Bands.

Nachdem ich in Dresden gelandet bin gab es erstmal etwas Sightseeing in einer grandiosen Stadt. Shopping ging ja nicht, wir hatten erst 8:30 Uhr am morgen.

Wenn man Bloodybedenkt, dass man diese Stadt dem Erdboden fast gleichgemacht hat…jedenfalls „spule ich vor“ und bin schon vor dem „Skullcrusher“ angekommen. Ich möchte hier ja keine Reisereview schreiben.

Ein Club in einer Gegend wo man laut sein darf, hier gibt es zumindest keine Nachbarn.

Die Skullcrusher teilen sich die Räumlichkeiten mit einem Motorradclub. An diesem Abend gab es aber laute Töne von der Bühne und nicht aus den Auspuffen der Biker.

Nachdem man alle bekannten Gesichter begrüßte und sich erstmal einen Überblick verschaffte über die Location zogen Gothic auf die Bühne. Die 5 Rumänen krachten mit ihrer Mischung aus schleppendem Thrashmetal bis hin zur brachialen Tönen des Death-Metal 50 Minuten die bereits anwesenden Zuschauer wach. Das war schonmal was für das Ohr. Auch der Sound in dem recht kleinen Club erste Sahne. Nicht zu laut, nicht zu schrill – das passt!

Nach einer kurzen Umbaupause gingen Bloody Vengeance aus Leipzig auf die Bühne – ich bin ehrlich, ich habe vor lauter quatschen nichts vom Trio mitbekommen. Zudem war ich draußen Soljanka essen und wunderte mich über die Menge an Speisen die angeboten wurden – Fischbrötchen, fritierter Käse, geräucherte Wurst, Fettbemme,…hier gab es massig zu essen. Das habe ich so auf einem Festival in dieser Größenordnung bisher nicht erlebt. Wahnsinn! Da es alles für einen guten Zweck war hab ich ziemlich alles der Speisekarte rauf- und runtergegessen. Achso. Fettbemme ist ein mit Griebenschmalz belegtes Graubrot, etwas gesalzen und garniert mit Gürkchen. Krasse Sache – macht süchtig!

Eminenz betraten die Bühne. Es sind Black-/Death-Metaller aus dem sächsischen Annaberg-Buchholz, die es seit 1989 wohl schon gibt. Irgendwie sind mir die Jungs bislang unbekannt, der Gig jedenfalls bleibt mir länger in Erinnerung da ich immer wieder von zum Teil tollen Doublebassattacken des Drummers „Bealdor“ überrascht wurde. Toller Gig von den Mannen um Frontmann „Leviathan“.

Den Auftritt von Vampyromorpha habe ich – sorry Leute – mit Quatschen verbracht.
Selten trifft man Freunde aus Sachsen live, eher nur online, also nutzt man die Zeit am Tresen und trinkt was zusammen.
Apropos trinken – das Angebot im Skullcrusher war auch grandios, warum man aber VampyrSauerkirschlikör trinkt konnte mir auch das nette Mädel hinterm Tresen nicht erklären, allerdings weiß ich aus anderen Quellen das dieses Getränk im Osten so präsent ist wie die Gans zu Weihnachten. Wieder etwas dazugelernt!

Zudem gibt es „Pfeffi“, also Pfefferminzschnaps – da der schon außerirdisch ausgesehen hat wollte ich ihn nicht wirklich probieren! Sauerkirsch jedenfalls schmeckt etwas zu süß, wer es aber mag. Bitte.

Es war mittlerweile nach 23 Uhr und protector1die Deutsch-Schweden Protector machten sich fertig für den Gig. Mittlerweile war das Skullcrusher bis auf den letzten Platz gefüllt.
Ich würde sagen – es war proppevoll, wenn man bedenkt das draußen zudem noch rund 40 – 50 Raucher standen. Jedenfalls starteten Frontmann Martin und die 3 Mitstreiter ihren Gig wieder mit dem  bekannten Intro ehe der Titeltrack der 1987er Scheibe „Misanthropy“ live dargeboten wurde. Die Menge tobte spätestens vor dem 3. Song als Martin zum 30 Jährigen Jubiläum der Scheibe mitteilte, dass alle Songs des Albums gespielt wurden – selbstverständlich gehörten auch „Kain & Abel“ oder „Agoraphobia“ dazu. protector2

Es ließ der Frontmann der Beschützer sich nicht nehmen, letztgenannten Song wie vor fast 30 Jahren anzukündigen. „Gitarre auf´m Knie im kleinen Polo. Platzangst“. Herrlich, immer wieder köstlich sich das bildlich vorzustellen. So ein Polo Baujahr 1983, keinen Platz hinten, wohlmöglich noch vollgequalmt und Bierdosen überall.

Neuere Songs kamen bei dem Set zwar etwas zu kurz aber bei der Old School-Setlist kann man absolut nicht meckern. Bekannte Songs wie „Golem“, „Urm the Mad“ oder der erste Song, den Protector je geschrieben haben, „Protector of death“, fehlten an diesem Abend natürlich dennoch nicht. Ein grandioser Auftritt vor voller Hütte.

Protector haben nach 50 Minuten extrem viel abgerissen im Skullcrusher und die Menge durfte in der Umbaupause weiter „trinken für den guten Zweck“.
Hier sollte man dazusagen, das viele Bands auf Teile der Gage verzichten. Selbst der unbekannteste Opener geht nicht ohne Gage heim und die Verpflegung der Bands ist völlig identisch, ob hier Newcomer stehen oder alte Hasen wie eben Protector. Man ist eine Familie und Macher Enrico „Enni“ bemängelt zu Recht, dass man außer einige Sponsoren nur wenige regionale Handwerker oder Inhabern von Pensionen, keinen Support erhält.

Eine Gemeinnützigkeit wurde den Skullcrushern Dresden e. V. übrigens auch aberkannt da durch den Verkauf von Alkohol, welchen man aber dringend zur Querfinanzierung benötigt, „die Menschen noch krankmachen würden“.

Auch wenn ich den Headliner des Abends, Gorilla Monsoon, leider wegen Hunger / Durst / Smalltalk verpasst habe, so darf ich behaupten, dass das Team vom Skullcrusher hier ein ganz besonderes Event auffahren. Am Tag nach meinem Besuch haben sich nochmal 6 Bands die Klinke in die Hand gegeben – ich verpasste diesen Abend, weil ich ja eben für die Protector-Minitour angereist war. Irgendwann zwischen 1 und 2 bin ich dann in Begleitung von Freunden aus dem Raum Dessau zurück zum Hotel gegangen. Rund 30 Minuten Fußweg waren aber schnell vorbei.

Nach einem starken Frühstück und dem zügigen CheckOut ging es zu Fuß zurück zum Skullcrusher.protectorrostock1 Dort warteten die 4 Protector – Jungs auf mich mit ihrem Roadie Sören. Gegen 11:30 Uhr fuhren wir dann gemeinsam die 500 Kilometer – Strecke an die Ostsee. Mit „Oldies“ wie Black Death oder Iron Maiden verging die Zeit wie im Fluge. Es wurde über Musik, Politik, das Leben in Schweden und über Fußball gequatscht. Für Unwissende – Shouter Martin ist Mitte der 90er Jahre nach Schweden ausgewandert. Er wuchs durch seine Mutter bereits mit der schwedischen Sprache auf und hatte somit damit schonmal keine Probleme.

Am Kultclub „Mau“ angekommen erwartete uns herrliches Ostseewetter – es regnete. Toll. Für mich als gebürtigen Wuppertaler ist das nichts dramatisches, denn ich wurde schließlich mit Regenschirm geboren. Das sagt man uns Wuppertalern zumindest nach.

Nachdem die Backline, das Merch und auch die Instrumente reingeschleppt wurden hab ich mich für den Soundcheck (natürlich nachdem ich die Jungs von Tankard begrüßt habe) erstmal ins Hostel verzogen. Irgendwie war ich doch noch schwer müde. Mag an der guten Luft hier oder am Alter liegen?

Gegen 18:45 Uhr trudelte ich wieder ins Mau und durfte erstmal ein paar Jungs des „Bangers & Maniacs HMC Schwerin“ begrüßen. Der MAU-Club veranstaltete dieses Event am heutigen Abend und die „B&M HMC“ präsentierten das Ganze.
Dank Daniel „Schulle“ vom HMC hatte ich heute die Möglichkeit „AAA“ zu nutzen – das tat ich dann auch gerne, ließ den drei Bands aber natürlich Vorzug am Buffett im Backstagebereich, auch wenn es beim Essen für mich sonst immer nur „erste Reihe“ gibt – ich hab dann hinterher die Brotreste gemampft.

Um kurz vor 8, mit leichter Versvaevictis2pätung, gingen die Schweriner Vae Victis auf die Bühne.
Das Quartett zauberte herrlichen Black-/Thrashmetal auf das Parkett und den bisher rund 250 Leuten vor der Bühne gefiel es sichtlich, denn die Mähnen flogen ganz gut durch die Gegend. Das man es schwer hat, wenn danach Protector und noch Tankard auf die Bühne gehen ist eigentlich klar, aber der Gig war wirklich erste Sahne – mir jedenfalls haben die Jungs gut gefallen – die haben mehr als nur 380 „Likes“ bei Facebook verdient.

Kurz nach 9, in der linken Hand ein „Jackie Cola“ neben meiner rechten Hand ein 200 Kilo Koloß. Der wird doch gleich nicht wirklich „tanzen“, oder? Muss ich mir sorgen um meine Füße machen?

Protector spielten munter drauf los und die fast 350 Leute im Mau feierten Songs wie „Holy Inquisition“, „The Mercenary“ oder „A Shedding of Skin“. Mehrfache „PROTECTOR PROTECTOR“-Sprechchöre ließen erkennen, dass die Jungs beliebt sind. Ob gestern in Dresden oder heute in Rostock. Wird Zeit für einen neuen Longplayer. Martin verriet übrigens in einem Interview das es 2018 ins Studio geht – mit viel Glück können wir Ende 2018 mit der neuen Scheibe rechnen. Vielleicht zu meinem 42. Geburtstag ?

Nach rund 50 Minuten jedenfalls inkl. der obligatorischen „Space Cake“ – Zugabe waren die 4 Jungs völlig fertig.

Ebenso der Koloß – der hat Protector quasi ganz alleine tanzbar gemacht. Welche Bewegungen dieser tankard2monstöse Körper schaffte – Hut ab!

Martin saß völlig platt im Backstage und genoß die Ruhe sichtlich – ich quatsche ihn natürlich nicht voll, oder doch?

Tankard, die Frankfurter Thrash-Legende, waren dran.
Was gibt es geileres als an einem Abend 2 Bands zu erleben die man seit 1989 hört? Ja, seit ich 13 bin höre ich Töne von Tankard, Protector … natürlich auch noch andere Bands, aber nun waren beide an einem Abend zu sehen.
Tankard waren mit Holy Moses und Protector die ersten Bands die ich gehört habe. Andere starteten ihre Musik“karriere“ mit Iron Maiden, Judas Priest oder Megadeth – ich brauchte direkt den Thrash-Metal.

Los ging es mit „Zombie Attack“ und dann 90 Minuten volles Geballer der Frankfurter Jungs.

Ein geiles Set. Neue Songs und Klassiker wie „The morning after“, tankard1„Die with a beer in your hand“, „Chemical Invasion“, „Freibier“, „Alien“ und dem letzten Tanz der Tankwarte „Empty Tankard“. Die erste Viertelstunde waren die Frankfurter Jungs aber etwas „übersteuert“, der Sound jedenfalls wurde dann korrigiert. Mal war Gerre kaum zu hören, mal klang die Snaredrum wie ein Schlag auf die Nase mal donnerte Frank sein Bass fies in die Magengegend.

Die Jungs am Mischer bekamen es jedenfalls nach einer Zeit hin.

Nach knapp 1,5 Stunden war dann auch Schluß im Mau.

Die rund 400 Zuschauer waren mit einem grandiosen Abend zufrieden und ich zog mit den Bands und ein paar Jungs des Metalclubs in den Backstage – nach vielen Gesprächen über Fußball (ohne Holland fahr´n wir zu WM) und anderem sinnlosem Zeug wurden Protector (nachdem Tankard schon um 1 die Segel gestrichen hatten) mit meiner Person freundlich „rausgekehrt“ – die MAU-Mitarbeiter fegten quasi um uns rum.

Im Hostel hab ich dann die Ehre gehabt, mit den Jungs noch ein Bierchen zu trinken und bin dann um 3, oder war es halb 4, in mein Zimmer um zu pennen. Wachgeworden bin ich pünktlich zum Formel1-Start in Japan. Die Stunden des Schlafes sind somit bekannt.

Das Wochenende wird in die Geschichte eingehen, vom Hinflug bis zur 10 stündigen Rückfahrt mit dem ungemütlichen Fernbus – ein einmaliges Erlebnis.

Ein Interview des „Bangers & Maniacs HMC Schwerin“ mit Tankard, Protector und Vae Victis * YouTube-Video

An dieser Stelle Danke an die Skullcrusher Dresden e. V., die Bangers & Maniacs HMC Schwerin, Thomas Thor Wittlich (Fotos) und Fani Nadki (Fotos) sowie 1.000 Dank an PROTECTOR für das Wochenende!

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