Review: Between The Buried and Me – Automata I

In einer dauerhaft von Medien dominierten Welt und dem scheinbar zur Gewohnheit gewordenen Konsum mithilfe elektronischer Geräte scheint Unterhaltung zu einem festen Bestandteil unseres Alltags geworden. Egal ob Snapchat, Instagram oder nun gar Vero – wir wollen unsere mediale Lust konstant befriedigen. Die längst als überdurchschnittlich gut bekannten Between The Buried and Me stellen eine Hypothese auf die heutzutage unglücklicherweise gar nicht so unrealistisch klingt: Was, wenn man die Träume anderer zum Zweck der Unterhaltung streamen könnte? Und was würde mit dem Träumer selbst geschehen?

Was zunächst wie der grobe Entwurf für eine Black Mirror Folge klingt, entpuppt sich als ein weiterer Geniestreich der Prog-Formation. Nach dem jüngsten Album „Coma Ecliptic“ ist Automata I durch seine Struktur als erster Teil einer Doppel-LP in wesentlich verdaulichere Häppchen unterteilt. Opener „Condemned to the Gallows“ bietet einen für die Band typischen, von unregelmäßigen Taktarten getränkten Einstieg. Was jedoch sofort auffällt ist die zugänglichere Gitarrenarbeit im Hauptriff, welches klar und deutlich den Auftakt in härtere Gefilde markiert. Noch immer treffen allseits hoch technische Parts aufeinander, die musikalische Interaktion zwischen den Bandmitgliedern wirkt aber dieses Mal nicht so, als würde jeder mit seinem Teil den anderen überbieten wollen. Stattdessen hauen die simpel gehaltenen Passagen umso mehr rein und kontrastieren komplexere Teile des Liedes; der fröhlich galoppierende Zwischenteil evoziert Lächeln und starkes Kopfnicken.

Dass bei dem Quintett jeder Song andere Bands die Flinte ins Korn werfen lassen könnte, wird besonders bei dem Riesen Epos „Yellow Eyes“ oder auch Abschlusslied „Blot“ deutlich. Die Abwechslung zwischen starken Instrumentalparts und eindringlichen, ruhigen Teilen zeigt die Band auf dem Gipfel ihres Könnens. Der Virtuosität der einzelnen Mitglieder wird jeweils genug Raum gegeben, statt alle Fähigkeiten auf einmal auf den Zuhörer prasseln zu lassen. „Gold Distance“ entspannt die Lage auf dem musikalischen Schlachtfeld ein wenig vor dem großen Finale: Besonders „Blot“ liefert dissonante aber eingängige Riffs und gegen Ende hin eine verblüffende Epik, die plötzlich vom Abbruch des Songs abgeschnitten wird.

Die etwas mehr als dreißig Minuten nehmen den Zuhörer auf eine intensive Reise mit, die genau lang genug ist, um sich auf das Geschehen im Detail einlassen zu können. Wie es so üblich ist bei technisch anspruchsvoller Musik ist es auch hier schwierig, sich sowohl auf Instrumentalwerk und Text gleichzeitig zu konzentrieren. Leider werden hierdurch die lyrische Tiefe und das durchweg interessante Thema ein wenig in den Schatten gerückt, was dem ersten Teil des Doppelalbums aber keinen Abbruch tut. Between The Buried and Me bringen mit Automata I ihre Stärken gekonnt auf den Punkt.