Review: Hi! Spencer – Nicht raus, aber weiter

Hi! Spencer bleiben mit ihrem zweiten Studioalbum Nicht raus, aber weiter dem deutschen Indierock a la Jupiter Jones oder Von wegen Lisbeth treu.

Auf vierzig Minuten Spiellänge bieten die fünf Osnabrücker sowohl ruhige und melancholische Songs wie Der Küchentisch oder Hinter dem Mond, als auch deutlich rockigere Tracks wie Wo immer du bist oder Angst ist ein Magnet. Musikalisch betrachtet liefert die Band eine bekannte Mischung aus Indierock, Punk und der ein oder anderen Softrock-Ballade. Dieses Konzept erinnert an Bands wie Muff Potter oder Kettcar und wirkt mittlerweile sehr belanglos, unoriginell und stagnativ. Auch wenn die Produktion und der Mix größtenteils erträglich sind, ruiniert die Band den Sound durch nichts-sagende Gitarrenlinien gepaart mit ambitionslosen Schlagzeug-Patterns und uninteressanten Songstrukturen, die nicht über die gewohnte „Vers/Bridge/Chorus/Vers…“-Ordnung hinausgeht. Auch die etwas kratzige Stimme des Sängers kann das Gesamtbild nicht retten. Auf Wo immer du bist verschmelzen Stimme und Musik, vor allem im Chorus, zu einem recht angenehmen Gesamtklang. Dies ist leider die Ausnahme auf Nicht raus, aber weiter.

Der Küchentisch liefert eine der schläfrigsten Gesangs- und Gitarrenmelodien, die das deutschsprachige Indierock-Balladentum je zum Vorschein gebracht hat. Der Versuch des Sängers durch flüsternde Akzente in der Stimme Verletzlichkeit zum Ausdruck zu bringen scheitert genauso, wie die belanglose und peinliche Poesie, die sich nicht nur durch diesen Song, sondern durch das ganze Album zieht. Zeilen wie „Bei Kuchen und Kaffee / Sagen wir uns leise Ade“ geraten im besten Fall schnell in Vergessenheit. Metaphern wie „Bin wie ein Leuchtturm, der den Weg weist“ oder „Der Funke, der das Feuer neu entfacht“ (Wo immer du bist) wurden mittlerweile sooft benutzt, dass sie jegliche Bedeutung verloren haben. Lyrisch zeigt sich das Album sehr uninspiriert und bedeutungslos. Themen wie Angst vor der Zukunft, Unzulänglichkeit und Scheitern wurden bereits deutlich lebendiger und poetischer umgesetzt. Das von Hi! Spencer im Titeltrack genannte „Ich habe geschworen schöner zu scheitern“ wurde beispielsweise deutlich griffiger bei Caspers Der Druck steigt durch die Phrase „Wir scheitern immer schöner / Sind Versager mit Stil“ ausgedrückt. Zusammenfassend kann das neue Hi! Spencer Album all denen empfohlen werden, die auf eingängigen, leicht verdaulichen Indierock ohne Ambition und Innovation stehen.

Nicht raus, aber weiter

Label: Uncle M
VÖ: 15.02.2019

Genre: Indierock

Vergleichbar:
Kettcar – Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen
Jupiter Jones – Holiday In Catatonia

Wertung:
3/15