Review: Frank Carter & The Rattlesnakes – End Of Suffering

Keine zwei Jahre ist es her, dass Frank Carter wegen psychischer Erschöpfung eine ganze Europatour abgesagt hat. Obwohl es dem ehemaligen Gallows-Frontmann nun wieder gut geht, haben seine Depressionen Spuren hinterlassen. Spuren, die zu seinem dritten Soloalbum End Of Suffering geführt haben, mit dem Carter seine Angstzustände verarbeitet.

Wer harte Rockmusik oder gar Hardcore von End Of Suffering erwartet, könnte allerdings enttäuscht werden. Die meisten der zwölf Songs sind im Midtempo angesiedelt, Schreie entgleiten Carter kaum, viel mehr klingt sein Gesang wie der eines gebrochenen Mannes, dem anzumerken ist, was er im Leben bereits durchgemacht hat. Bei näherer Betrachtung von End Of Suffering kann zudem die These aufgestellt werden, dass es Carter in erster Linie nicht um revolutionäre Rockmusik, sondern um das Ansprechen vieler wichtiger Themen wie eben psychischer Gesundheit oder die Gleichberechtigung aller Geschlechter geht. Und das sogar über die Musik hinaus: Auf Instagram schüttet der Brite regelmäßig sein Herz in Tagebuchform aus. Ganz egal, ob er seine Liebe für Rockmusik unterstreicht, die zwangsläufige räumliche Trennung zwischen Musikern und ihrer Familie bei Touren anspricht oder dazu aufruft, dass Konzertvenues für Frauen zu einem sicheren Ort werden müssen, an denen sie keine Angst vor sexuellen Übergriffen haben müssen, Carter hat etwas zu sagen und nutzt als einer von wenigen Musikern seine Reichweite dafür.

Zudem kann er wahnsinnig glücklich sein, mit The Rattlesnakes eine Band im Rücken zu haben, die ihn bei jedem Schritt unterstützt hat und in den letzten Jahren ein treuer Begleiter für ihn geworden ist. Denn ohne diese Unterstützung wäre ein Album wie End Of Suffering nicht möglich gewesen. Gesangstechnisch probiert sich Carter wie in Love Games gelegentlich am Soul, die Musik landet größtenteils im Alternative Rock, findet aber auch Platz für zwei fantastische Balladen. In Anxietysingt Carter zunächst über seine eigenen Erfahrungen mit Angstzuständen, um anschließend zu einem kollektiven Ankämpfen gegen diese aufzurufen. Besonders emotional wird es im abschließenden Titeltrack, in dem Carter darüber singt, welche Angst es ihm bereitet, eine Tochter großzuziehen, während er selbst an Depressionen leidet. ,,Your happiness will be the end of suffering“ heißt die letzte Erkenntnis und die letzte Songzeile auf dem Album und das ist die wichtigste Message, die Carter auf End Of Suffering platziert: Ganz egal, wie düster es aussehen mag, irgendwann werden auf die schlechten wieder gute Zeiten folgen. Vielleicht ist ehrliche und mitreißende Rockmusik der erste Schritt dazu.

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Label: International Death Cult
VÖ: 03.05.2019

Genre: Alternative Rock

Vergleichbar:
letlive. – If I’m The Devil…
Marmozets – Knowing What You Know Now

Wertung:
12/15