Review: Gender Roles – Prang

Gender Roles scheinen die Essenz zahlreicher Rock-Subgenres schon mit der Muttermilch aufgesogen zu haben, so souverän, wie sich das Trio auf seinem Debütalbum Prang durch Garage Rock, Punkrock, Indierock, Pop-Punk und weitere Gitarrendisziplinen spielt.

Der vermeintlich große Wurf kommt dabei nicht von ungefähr, die drei Newcomer aus dem englischen Brighton haben bereits mit den EPs Planet X-Ray (2017) und Lazer Rush (2018) für Furore und begeisterte Pressestimmen gesorgt. Wie das bei hervorragenden EPs der Fall ist, wurde schnell der Ruf nach einem richtigen Album laut. All diese Stimmen dürften Gender Roles mit Prang erstmal zum Verstummen bringen, löst die Platte doch genau das Versprechen ein, welches die EPs über die vergangenen Jahre gegeben haben.

Als erstes musikalisches Lebenszeichen hatten die Briten Mitte Juni den Opener You Look Like Death entsandt, der zunächst im Indie-Gewand im Midtempo lostänzelt, seinen krachenden Refrain erst andeutet und dann mit voller Fuzz-Dröhnung losbricht. Das folgende Always schraubt die Ohrwurm- und Hitdichte konsequent weiter nach oben, nimmt sich zwischendurch etwas Freiraum und findet am Ende noch Platz für ein Gitarrensolo. Man könnte natürlich die Einzelheiten aller acht weiteren Songs unter die Lupe nehmen, aus dem Fernglas betrachtet fällt hingegen auf, dass Gender Roles auf allen zehn Songs vor ungemeiner Spielfreude strotzen und es an allen Enden nur so scheppert und kracht. Ihre verschiedenen Genres-Einflüsse teilen die DIY-Verfechter zudem nicht auf einzelne Songs auf, vielmehr verschwimmen die zahlreichen Subgenres in so gut wie jedem Song. Hier und da fehlt es zwar noch etwas an Feinschliff, mit jugendlichem Leichtsinn passt der aber sowieso nicht gut zusammen.

Der findet sich auf Prang auch in den Lyrics wieder: Bei Hey With Two Whys werden schon im Titel die Selbstzweifel deutlich, in den anderen Songs werden ähnliche Themen, aber natürlich auch die Liebe, deutlich verschwurbelter besungen. Ein großes Ganzes ergibt diese Puzzleteil-Suche eher nicht, stattdessen wirkt Prang wie eine Leinwand voller Farbklekse, dessen finaler Pinselstrich Bubble alles, was vorher schon sehr gut funktioniert hat, in knapp sechs Minuten kulminiert. Diese knapp 38 Minuten machen süchtig. Bitte mehr davon!

Gender Roles - PRANG - Artwork

Label: Big Scary Monsters
VÖ: 30.08.2019

Genre: Garage Rock, Punkrock, Indierock

Vergleichbar:
Pabst – Chlorine
Pup – Pup

Wertung:
12/15