Review: Jimmy Eat World – Surviving

Jimmy Eat Worlds zehnte Platte Surviving wird diejenigen beglücken, die den Vorgänger Integrity Blues als zu seicht empfunden haben.

Man muss sich wohl damit abfinden, dass dem Quartett aus Arizona nie wieder ein Hit-Feuerwerk wie Bleed American, geschweige denn ein Emo-Meilenstein wie Clarity gelingen wird. Integrity Blues von 2016 war kein schlechtes Album, aber eben eines, das vermehrt auf Akustik-Gitarre, Orchester-Arrangements und Pop-Appeal gesetzt hat, was nicht überall Luftsprünge der Begeisterung auslöste. Surviving ist die direkte Antwort darauf, lässt die Akustische meistens außen vor, verzichtet auf Schnickschnack und rückt die Rockband Jimmy Eat World in den Mittelpunkt.

Bereits der Opener und Titeltrack ist ein breitbeiniger Rocksong, mit dem auch die Foo Fighters ihre Stadionkonzerte eröffnen könnten, wenngleich er durch Jim Adkins sehnsüchtige Stimme eindeutig als Jimmy-Eat-World-Track zu identifizieren ist. Criminal Energy ist erstklassiger Alternative Rock samt Metal-Riffing und eingängigem Refrain. Apropos eingängig: Mit Delivery und 555 folgen die beiden radiotauglichsten Songs aufeinander. Während Ersterer nach mehrmaligen Durchläufen mit seinem Ohrwurmcharakter und den schönen Zeilen „I know I’m dreaming but it feels too good to stop/ The picture in my head is always moving/ We’re alone at sunset – it’s only special once cause there’s an ending/ And we realize we’re in a future memory“ punktet, erinnert 555 unangenehm an Fall Out Boy, auch das Falsett-Gesangsexperiment im Refrain misslingt. Nicht zuletzt deshalb wird die zweite Albumhälfte bei alteingesessenen Fans für mehr Begeisterung sorgen. Das vorab ausgekoppelte All The Way (Stay) präsentiert sich bandtypisch catchy und überrascht obendrein mit einem Saxophon-Solo. Die zweite Single Love Never geht ebenso schnell ins Ohr, nur deutlich direkter. Recommit wagt mit einem The-Intersphere-Refrain einen kurzen Ausflug hinaus ins All. Den ungewöhnlichsten, zugleich aber auch stärksten Song heben sich Jimmy Eat World mit Congratulations für den Schluss auf: Der sechsminütige Track lässt die Progrock-Muskeln spielen, benötigt für den Oh-Oh-Chor gar kein Stadion und sorgt mit einem Breakdown im Schlussteil dafür, dass er getrost als härtester Song der Bandgeschichte bezeichnet werden kann.

Jimmy Eat World gelingt mit Surviving ein abwechslungsreiches zehntes Album. Auch wenn nicht jedes Experiment (siehe 555) glückt, beweisen sie, dass sie sich ihren Platz in der heutigen Musik-Szene nicht nur aus nostalgischen Gründen verdienen.

jimmy_eat_world_surviving_album_cover-01-2019

Label: RCA/Sony
VÖ: 18.10.2019

Genre: Alternative Rock, Emo, Pop

Vergleichbar:
Taking Back Sunday – Taking Back Sunday
Thursday – No Devolución 

Wertung:
10/15