Review: The Good, The Bad And The Zugly – Algorithm & Blues

Welcome to Norway: Bevor Ivar Nikolaisen am 14. Februar zum ersten Mal auf Albumlänge als neuer Kvelertak-Sänger in Erscheinung treten wird, veröffentlicht er mit The Good, The Bad And The Zugly ein weiteres Manifest für schnörkellosen norwegischen Hardcore-Punk.

Die Rezeptur hat sich dabei seit dem starken dritten, vor genau zwei Jahren veröffentlichten Album Misanthropical House nicht geändert: Bei The Good, The Bad And The Zugly geht es immer noch ums Biertrinken, um catchy Gangshouts und einprägsame Gitarrenmelodien, umrahmt von eigenartigem Humor. Das hat genau so seine Wurzeln im von Gluecifer und The Hellacopters um die Jahrtausendwende geprägten Skandinavien-Rock wie im von Turbonegro bestimmten Schweinerock und ist genau so räudig wie das erste Kvelertak-Album von 2011. Gute Gesellschaft also für das Quintett, dessen Bandname natürlich eine Anspielung auf den 1966er Spaghetti-Western-Klassiker The Good, The Bad And The Ugly (deutscher Titel: Zwei glorreiche Halunken), aber auch auf den Namen ihres Bassisten Zugly ist. Nikolaisen, Zugly und der Rest der Truppe halten es mit der Popkultur also wie viele mit der Mode: Nur weil Andere gezeigt haben, wie es geht, heißt das nicht, dass man es in einer eigenen Version nicht genauso gut rüberbringen kann.

1990 haben AC/DC ihr elftes Album The Razors Edge mit dem legendären Thunderstruck eröffnet, The Good, The Bad And The Zugly bedienen sich genau 30 Jahre später daran und überführen dieses in einen Hardcore-Punk-Kosmos, in dem nach einer Spielzeit von 35 Minuten kein Stein mehr auf dem anderen liegt. Dabei entspringen ikonische Zeilen wie „You say hell no/ I say hell yeah!“ (Fake Noose) oder „Work hard/ Full time/ Weekend/ Blackout“ (Fuck Life… But How To Live It). Der 58-Sekunden-Kracher Kings Of Inconvenience zeigt die Hardcore-Wurzeln der Band, während insbesondere die erste Single Staying With The Trouble als Schablone dafür dienen kann, wie man melodischen und eingängigen Punkrock spielt. Auf dem vierten Album können sich ungemein viele der 13 Songs gegenseitig das Wasser reichen, der Preis für den besten Song der Platte geht aber an The Kids Are Alt-Right, das zugleich Lob an die Fridays-For-Future-Bewegung verschüttet und den aufkommenden Rechtspopulismus attackiert. Politisches Sendebewusstsein versprüht auch das von einer aufheulenden Polizeisirene eingeleitete Fuck The Police. Polizei- und Nazi-Hass gehören natürlich genauso zum Punk wie Irokesenhaarschnitte, mit der Thematisierung des Klimawandels zeigen sich The Good, The Bad And The Zugly dagegen am Zahn der Zeit, denn: auch mit einem billigen Dosenbier in der Hand kann man sich für die Veränderung entscheiden, die man in der Welt sehen will.

Algorithm & Blues

Label: Fysisk Format
VÖ: 17.01.2020

Genre: Punk, Hardcore

Vergleichbar:
Turbonegro – Ass Cobra
Kvelertak – Meir

Wertung:
12/15