Review: Japandroids – Massey Fucking Hall

Massey Fucking Hall, das erste Livealbum der Japandroids, hinterlässt aus aktuellem Anlass Wehmut und Vorfreude.

Kommt auch nicht alle Tage vor, dass eine Live-Platte in einer Zeit erscheint, in der in der Club-Kultur Tote Hose herrscht und keine Shows stattfinden können. Massey Fucking Hall wirkt da wie ein Pflaster auf die geschundene Seele jedes Musikfans, bei Konzertmitschnitten auch nicht immer der Fall. Bei dem kanadischen Garage-Rock-Duo um Schlagzeuger David Prowse und Sänger und Gitarrist Brian King verwundert es nicht, sind sie seit jeher für wilde und grandiose Live-Shows bekannt. Die Aufnahmen stammen von einem am 24. Oktober 2017 gespielten Konzert in der Massey Hall in Toronto. In knapp über einer Stunde prügeln sich Japandroids durch ein 16 Songs starkes Set (inklusive vier Intros), das alle drei Studio-Alben Post-Nothing (2009), Celebration Rock (2012) und Near To The Wild Heart Of Life (2017) berücksichtigt, mit kleinem Vorteil für Celebration Rock.

Es dauert keine zehn Sekunden, da ist die Katze aus dem Sack. Sobald das Intro zum Opener Near To The Wild Heart Of Life anfängt, oder besser gesagt, Prowse beginnt wie bekloppt auf sein Schlagzeug zu dreschen, ist die Intensität zum Greifen nah, und bleibt die komplette Spielzeit erhalten – egal ob beim über acht Minuten langen, von Wave-Pop-Anleihen durchzogenen Arc Of Bars, dem noisigen Heart Sweats oder dem melancholischen, live herrlich rumpelnden Continous Thunder. Zu empfehlen ist auch der gekürzte Video-Mitschnitt auf YouTube, der in schwarz gehaltenen Bildern die Atmosphäre einfängt und die vor dem inneren Augen rumgeisternden schwitzenden Leiber, glückselig lächelnde Gesichter und sich gegenseitig rumschubsende Masse lebendig macht. Das Highlight heben sich Japandroids bis zum Schluss auf, The House That Heaven Built, ihr, wenn man so möchte, größter Hit, bei dem King seine Stimmbänder malträtiert, dass man denkt, sie müssten jeden Augenblick reißen. Wäre auch kein Problem, das Publikum kennt den Text. Und spätestens wenn King während dem zweiten Refrain ein Lachen nicht mehr unterdrücken kann, spätestens dann, weicht die Wehmut dem herrlichen Gefühl der Vorfreude. Danke, Japandroids!

Japandroids_MasseyFuckingHall

Label: Anti/Epitaph
VÖ: 26.06.2020

Genre: Garage Rock, Alternative Rock, Punkrock

Vergleichbar:
Death From Above 1979 – Live At Third Man Records
Band Of Skulls – Live At Brixton

Wertung:
12/15