Review: Mutoid Man – Mutants

Trotz sechsjähriger Albumpause bleiben Mutoid Man die härteste eingängigste Band der Welt.

In den sechs Jahren, die seit dem Erscheinen des zweiten Albums War Moans verstrichen sind, ist nicht nur außerhalb des Kosmos von Mutoid Man viel passiert, auch bei der Supergroup hat sich einiges getan. Der bisherige Bassist Nick Cageao hat die Band 2020 aus gesundheitlichen Gründen verlassen, seinen Posten hat noch im gleichen Jahr Jeff Matz von den Sludge-Veteranen High On Fire übernommen. Und weil Schlagzeuger Ben Koller noch bei Converge, Killer Be Killed und All Pigs Must Die trommelt und Sänger und Gitarrist Stephen Brodsky zusätzlich noch bei Cave In sowie Old Man Gloom tätig ist und zusammen mit Marissa Nadler das gemeinsame Projekt Droneflower betreibt, haben sich die Arbeiten am dritten Album in die Länge gezogen. Mutoid Man haben dabei aber genau richtig gehandelt und sich so viel Zeit genommen, wie sie eben brauchten, um keinen Schnellschuss abzuliefern. Das merkt man Mutants zu jeder Sekunde an, denn das Album klingt, als hätte die Band über Jahre immer wieder feinsäuberlich an ihrem musikalischen Wirkstoff gearbeitet – stets mit dem Bunsenbrenner, versteht sich.

Der Opener Call Of The Void baut sich etwa zunächst mit dissonanten Gitarrenklängen auf, ehe er Fahrt aufnimmt. Kaum hat der Gesang von Brodsky eingesetzt, steigen Mutoid Man in den ersten Ohrwurmrefrain ein, den der Frontmann mit gniedelnden Gitarren und Koller mit einem Doublebass-Gewitter veredelt, während die Band das Tempo weiter anzieht, aber zusätzlich noch Platz für ein großes Oh-Oh-Oh findet. In der zweiten Strophe werfen Mutoid Man einen Breakdown ein, der nach einer minimalen Pause direkt in den nächsten Refrain übergeht. Danach ist eigentlich alles gesagt, doch das Trio manifestiert mit weiteren neun Songs seinen Status als Ausnahmeband. Frozen Hearts kommt anschließend mit deutlicher Prog-Kante daher und zieht das Tempo erst in der Bridge deutlich an. Broken Glass Ceiling wird von einer jaulenden Thrash-Gitarre eröffnet und sorgt aufgrund des Fakts, dass gerade einmal drei Musiker zusammen so eine Wucht entwickeln können, immer wieder für Kopfschütteln. Ebenso wie dieser unfassbare Übergang in den deutlich schnelleren Refrain.

Bei Graveyard Love sprintet der rumorende Bass direkt los, ehe die Drums weiter antreiben und die Gitarre anschließend weiter Öl in die bereits auf Hochtouren laufende Maschine kippt, bevor Brodsky das Tacho endgültig sprengt. Keine drei Minuten später kommt der Song genauso rasend, wie er begonnen hat, ins Ziel. Auf einen richtigen Refrain verzichten Mutoid Man lieber – könnte ja ausbremsen. Unborn ist eine knapp fünfminütige Thrash-Metal-Machtdemonstration, zu der man sich den immer wieder kehlig schreienden Brodsky sehr gut mit gehörnter Gitarre zwischen Flammenwerfern vorstellen kann. Beim an Slipknot erinnernden Breakdown fehlt dagegen nur noch ein schreiender Corey Taylor. Demons verbindet wiederum wieder Eingängigkeit und Härte, ehe Mutoid Man den Song in extremen Geballer aufgehen lassen.

Das gilt auch für das ebenfalls thrashig beginnende Memory Hole, dessen Refrain die Band jedoch etwas zu häufig durch den Fleischwolf dreht. Ihr bisheriges Magnum Opus Setting Sun lassen Mutoid Man dagegen zum Schluss los. Der Albumcloser beginnt mit doomigen Gitarrenklängen, die sich immer weiter aufbauen, ehe die freidrehende Gitarre eine kurze Abfahrt einleitet und nach knapp zwei Minuten schließlich der Gesang einsetzt. In der Bridge ziehen sie das Tempo weiter an, während sich der Ohrwurmrefrain voll entfaltet, während Ben Koller ein letztes Mal zum Doublebass-Gewitter ansetzt. Danach müssen auch Mutoid Man selbst verschnaufen und lassen das Album mit einem von Brodskys Kopfstimme getragenen ruhigen Outro ausklingen.

Label: Sargent House
VÖ: 28.07.2023


Genre: Heavy Metal, Prog Metal, Thrash Metal

Vergleichbar:
Mastodon – Once More ‘Round The Sun
Torche – Restarter


Wertung:
12/15