Nur 15 Monate nach Praise Armageddonism veröffentlichen Blood Command bereits die nächste Platte. World Domination ist ein 20 Songs starkes Album mit Mixtape-Charakter, auf dem die Norweger*innen unterschiedlichste Genres wenig organisch miteinander verknüpfen.
Dass das zweite Album mit Nikki Brumen als Sängerin keine anderthalb Jahre nach dem ersten erscheint, ist nur auf den ersten Blick überraschend. Das vierte Album der Band aus Bergen war schon lange vor der Veröffentlichung im Juli 2022 fertig, nach dem Ausstieg von Karina Ljone 2020 hat Brumen den Gesang lediglich neu aufgenommen. Mit den Arbeiten an seinem fünften Album hat das Quintett bereits vor knapp zwei Jahren begonnen und es wirkt, als hätten Blood Command alles, was sie in dieser Zeit zu Papier gebracht haben, auf die Platte gepackt.
Da gibt es den für Blood Command typisch epischen Opener The Band With The Three Stripes, der sich mit Mariachi-Trompete, Akustikgitarre und anheizenden Drums aufbaut, ehe nach 90 Sekunden erstmals Brumen‘s Geschrei ertönt und der Song Hardcore-punkig losrast. Danach wechselt sich ihr Geschrei mit an Kvelertak erinnernden Chorgesang ab, ehe noch ein Gitarrensolo aufkreuzt und fertig ist der eröffnende Hit. Mit Heaven’s Hate und Valley Of Hinnom folgen ein 73-sekündiges Metal-Geballer und ein 58-Sekunden-Black-Metal-Inferno. Forever Soldiers Of Esther ist schließlich ein Hardcore-Punk-Hit und Tribut an die 2015 verstorbene Mutter von Gitarrist Yngve Andersen, Ester Liheim Andersen.
Stay Awake rifft sich mit überschlagendem Gesang in 49 Sekunden durch Metal und Punk, ehe mit Bare Witness dick geriffter Hardcore-Punk-Galopp folgt. The Plague On Both Your Houses fährt im Anschluss Blastbeats und Black-Metal-Tremolo-Gitarren auf und legt mit großem Selbstverständnis einen Klargesang-Refrain darüber, ehe in der Bridge noch einmal die Trompete des Album-Openers erklingt. Spätestens mit der 50-Sekunden-Hardcore-Punk-Raserei …In The Shadow Of Deaf beginnt World Domination jedoch, eintönig zu werden.
Die Hardstyle-Techno-Interlude Welcome To The Next Level Above Human reißt da noch am ehesten raus, doch die hintereinander folgenden Hardcore-Punk-Sprints It’s Not Us, It’s Them, Hate Us Cause They Ain’t Us und Keep My Seat Warm geraten allesamt zu gleichförmig. Das mit HipHop-Beats völlig überproduzierte Burn Again schießt anschließend zudem den Vogel komplett ab, denn der Sprechgesang erinnert hier eher an schlechte Castingshows. Decades ist wiederum eine tolle Synthie-Ballade, aus deren Atmosphäre nur die immer wieder eingestreuten Adlibs herausreißen. Leider behalten Blood Command diese Atmosphäre zunächst nicht bei, sondern sorgen unnötigerweise mit Reap What You Sow, Blue North und Holy Unblack noch dreimal für Verwüstung.
Der Titeltrack greift die Dreampop-Atmosphäre hingegen wieder auf. Leider entwickelt sich der zunächst an Electric Youth erinnernde Gesang dann aber in eine misslungene Lady-Gaga-Interpretation. Die Country-Ballade Losing Faith drückt anschließend dagegen die richtigen Knöpfe. Das abschließende Tetragram klingt wiederum, als hätte man The XX mit Being As An Ocean gepaart.
War Praise Armageddonism noch eine tolle Pop-Platte im Metal-Gewand mit zahlreichen Außenseiterhymnen, rasen Blood Command so sehr durch die 20 Songs von World Domination, dass die angesprochenen Themen von unerwiderter Liebe, Hass auf Ungerechtigkeiten sowie die Auseinandersetzung mit dunklen Abgründen und das Bemühen, niemals aufzugeben, kaum hängenbleiben. Man muss Blood Command dafür loben, dass sie das machen, worauf sie Bock haben und spätestens mit ihrem fünften Album haben sie sich endgültig eine Narrenfreiheit erspielt. Vielleicht wäre ein externer Produzent aber die bessere Wahl gewesen, um aus einem wilden einen kohärenten Genre-Mix zu machen.

Label: Hassle
VÖ: 29.09.2023
Genre: Hardcore, Pop
Vergleichbar:
Bring Me The Horizon – Amo
Rolo Tomassi – Time Will Die And Love Will Bury It
Wertung:
10/15