„Nightrage“ – eine Band, die seit Jahren neben qualitativ hochwertigem Melodic Death Metal vor allem für eins bekannt ist, nämlich Sängerwechsel – sind seit dem 24. April mit dem 4. Frontmann, Ronnie Nyman, der sich vorher unter anderem am Mikrofon der schwedischen Death/Thrasher „Enemy Is Us“ betätigte, und dem 6. Album ihrer Karriere, „The Puritan“, am Start. Als Fan ist es oft nicht einfach, einer Band treu zu bleiben, die so oft ihr Sprachrohr austauscht. Dazu schaue man sich jüngst Kommentarboxen von Bands wie „Northlane“ oder „Suicide Silence“ an. Die Formation um den griechischen 6-Saiten-Chef Marios Iliopoulos hat es bisher allerdings über die Jahre durchweg geschafft, relevant zu bleiben. Ob die Jungs mit ihrem neusten Silberling weiterhin das Potential dazu haben, erfahrt ihr im folgenden Review.
Der 1. Song und gleichzeitig Titletrack des Albums fackelt nicht lange und gibt dem Hörer sofort alles, was die Band immer ausgemacht hat – ballernde Schwedentod-Riffs, melodische und verspielte Leads, und in der Mitte des Songs ein flottes Solo. Die Shouts sind durchgängig eher hoch angesetzt und bieten, obgleich sie durchaus zur Musik passen, wenig Abwechslung. „With A Blade Of A Knife“ ist in den Zwischenparts grooviger, knüpft im Gesamtbild aber nahtlos an.
Mit Song 3, „Desperate Vows“, bewegt man sich eher im Midtempo und schwingt die altbekannte In Flames-Keule. Hier gibt sich der neue Mann am Mic auch erstmals abwechslungsreicher, glänzt mit semi-cleanem Gesang im Chorus und beweist ein Händchen für Hooks, bis das Stück schließlich durch ein akustisches Outro abgeschlossen wird. Für mich eines der Highlights des Albums!
„Endless Night“ entpuppt sich durch stampfendes, grooviges Riffing als richtiger Kopfnicker. Ein spaßiger Song, der ebenfalls durch ein akustisches Outro die Überleitung in den wenig nennenswerten Song „Foul Vile Life“ bildet. Auch „Stare Into Infinity“ bietet trotz wieder etwas angezogenerem Tempo wenig Höhepunkte.
Der 7. Track mit dem Namen „Lone Lake“ ist das obligatorische Nightrage-Akustik-Instrumental-Interlude, was auf fast jedem ihrer Alben zu finden ist. Trotz den ruhigen Tönen unterbricht es den Flow des Albums keineswegs, sondern schafft eine schöne Überleitung zu einem weiteren Highlight des Albums – „Son Of Sorrow“. Hier wird das „Death“ in Melodic Death Metal groß geschrieben und der Sänger zeigt sich auch mal im tieferen Gesangsspektrum durchaus affin. Auch die ruhigen Zwischenspiele bremsen diesen Brecher nicht, außerdem gibt es hier mein Lieblingssolo der Platte zu hören. „When Gold Turns To Rust“ hält am in die Fresse-Style fest und treibt gut. Hier würde man beim Liveauftritt die Leute wahrscheinlich im Kreis laufen lassen.
Während „Fathomless“ nochmal ins Midtempo übergeht und es eines der „schöneren“ Soli des Albums zu hören gibt, bietet der Rausschmeißer „Kiss Of A Sycophant“ zum Schluss nochmal Nightrage vom Feinsten und einen Finalen Schlag in die Kauleiste. Auch, wenn hier das Mainriff von „Spiral“ (New Desease Is Born Album) ein wenig recycled wurde (I see you Mr. Iliopoulos).
Alles in allem bietet „The Puritan“ Fans der Band durchaus das, was man sich wünscht. Zwar schwächelt das Album im mittleren Teil ein wenig, doch vor allem zum Ende hin gibt es hier einiges zu hören! Leider können die Jungs mit Ihrer jetzigen Sängerwahl, auch wenn er vereinzelt coole Parts raushaut, bei mir nicht allzu gut punkten. Hier fehlt einfach das Markante eines Tomas Lindberg oder das nötige Abwechslungsreichtum eines Jimmie Strimell.
Instrumental top, Vocals im Vergleich zu den Vorgängern eher mäßig, Album schwächelt in der Mitte ein wenig, für Fans auf jeden Fall empfehlenswert!
Hörtipps:
– „Desperate Vows“
– „Son Of Sorrow“
– „Kiss Of A Sycophant“