CD Review: Apologies, I Have None – Pharmacie

Brit-Rock vom Feinsten und die Behandlung sehr ernster Themen in einem düsteren Gesamtkontext. Dafür stehen Apologies, I Have None und mit ihrem neuesten Werk ’’Pharmacie’’ nehmen sie Depressionen und mentale Gesundheit unter die Lupe.

’’Pharmacie’’ stellt das zweite Studioalbum der britischen Rock-Gruppe Apologies, I Have None dar und erscheint am 26.08. bei Uncle M Music. Fans der Band mussten nach dem Debütalbum ’’London’’ ganze vier Jahre warten, bis die Briten ihren Nachfolger unter die Masse bringen. Doch das Warten hat sich gelohnt!

’’Love & Medication’’ ist der erste Song der Platte. Beginnend mit Pianoklängen und der nacheinander erfolgenden Einführung der Instrumente sowie der überaus angenehmen und absolut wiedererkennbaren Stimme von Frontmann Josh McKenzie lässt die bereits 2007 gegründete Band dem Zuhörer etwas Zeit, sich in den Klang des Albums hineinzufinden. Das ist auch nötig, schließlich ist ’’Pharmacie’’ harter Tobak und kein Album zum ,,Zwischendurchhören’’. Im zweiten Refrain des Intros finden sich zum ersten Mal Backgroundgesänge wieder, die im Verlauf des Albums noch mehr Bedeutung bekommen und zu einem wichtigen Stilmittel der Band werden. Insgesamt ein sehr starker Auftakt der Platte!

In ’’The Clarity of Morning’’ zeigt sich die Vielfältigkeit der Briten. Der Song springt von laut zu leise und von leise zu laut wie ein aufgedrehter Junge auf einem Trampolin.
An vierter Stelle findet sich mit ’’Anything Chemical’’ ein Song, dessen Text sich erstmals stark in das Gedächtnis einbrennt. So heißt es ,,there’s no coming back from here’’ und ,,i let my brother go’’. Diese beiden Verse ziehen sich als Leitthema durch den ganzen Song. Da ist Gänsehaut vorprogrammiert, wenn am Ende der Gesang zweistimmig vorgetragen wird und sich die zuvor durchdringende Gitarre dem Gesamtwerk unterordnet. Nach ’’Crooked Teeth’’, das sich aufgrund seiner ruhigen Klänge fast wie ein Interludium anfühlt, folgt mit ’’Everybody Wants To Talk About Mental Health’’ der lauteste Song der Platte. Wenn Sänger Josh ,,I know it’s fucked up’’ ins Mikro schreit, ist jedem klar, dass die Band Punk- und Hardcore-Einflüsse nicht verstecken kann.

Mit ’’Killers’’ und ’’A Pharmacy In Paris’’ folgen auf den letzten beiden Positionen zwei überlange Songs. ’’Killers’’ sticht dabei durch seinen epochalen instrumentalen Mittelteil heraus, wohingegen ’’A Pharmacy In Paris’’ einen Rückblick auf die vorigen neun Songs wirft, dabei aber auch seine eigene Geschichte erzählt. Zum letzten Mal überraschen Apologies, I Have None den Zuhörer, indem sie erneut schlagartig von einer lauten zu einer ruhigen Stelle wechseln und umgekehrt. Der letzte Track der Platte endet im Klangwirrwarr, das sich in eine Wolke aus ruhigen Tönen auflöst und später in Stille endet.

Apologies, I Have None haben mit ’’Pharmacie’’ ein zeitaktuelles und wichtiges Album abgeliefert. Auf zehn Tracks hält die britische Rock-Gruppierung der Gesellschaft einen Spiegel vor und zwingt jeden, der sich dieses Album kauft, zum Nachdenken. Dabei lässt sich die Band in kein bestimmtes Genre stecken. Für Punk und Post-Hardcore zu ruhig, für Indie-Rock an manchen Stellen zu hart. So ist es am Ende jedem selbst überlassen, was er mit diesem Weckruf anstellt. Apologies, I Have None haben ihren Teil dazu beigetragen.