Huch, das kam unterwartet. Kurz nach ihrem diesjährig erschienenen Album „Ouside the Box“ nehmen die britischen Hacktivist doch mal kurzerhand eine neue EP auf. Mit „Over-Throne“ präsentieren die Jungs eine knackige EP, die als verfrühtes Weihnachtsgeschenk trotz Höhen und Tiefen viel Freude bereitet.
Dissonante Gitarren im Djentgewand begrüßen den Hörer in der gleichnamigen Single, die die Platte eröffnet. Entgegen der Erwartung, man würde langsam hineingeleitet werden, marschiert das Quintett schnellen Schrittes voran und watet dabei selbstsicher durch rhythmische Komplexitäten. In der ruhigen Bridge fällt der generell nur spärlich benutzte Gesang des Gitarristen Timothy James auf, der hier besonders kraftvoll zur Geltung kommt. Auch die vom Grime beeinflussten Rapparts dominieren wieder das Lied, wobei die Verwendung von Double Time dem ganzen Paket noch mehr Druck schenkt.
Textlich gesehen lehnt sich die Gruppe hier gegen jegliche Obrigkeiten auf und greift damit das „Fuck the System“ Motiv ihrer vorigen Werke auf. Dies wirkt einerseits wie ein abgelaufenes Produkt, andererseits kann man nicht die pointierte Energie des Songs ignorieren, die sich dem Zuhörer dort offenbart. Insgesamt klingen die Riffs hier zukunftsgerichteter und ausgefeilter als der Großteil der Musik auf dem ersten Album. Hacktivist sind wieder kurzweilig geworden und beweisen, dass die Zeit, ihren Hype wieder aufleben zu lassen, noch nicht vorbei ist. Es bleibt zu hoffen, dass Hacktivist auf ihrem Folgewerk mehr aufregende Lieder wie „Over-Throne“ veröffentlichen werden!
Der Rest der EP besteht aus einer Akustik Version von „Taken“, einem Remix von „Buszy“ als auch dem Cover von „(Rock) Superstar“ (Original von Cypress Hill). Diese Lieder wirken wie ein netter Zusatz zu einem soliden Song, können aber alleine nicht vollends überzeugen. Vergleicht man das Cover nämlich mit dem Hitvideo zu „Niggas in Paris“, so ist der Gewinner schnell ersichtlich. Trotz nicht zu verleugnenden Grooves bleibt diese Ausgabe eines Songs durch Hacktivist nicht so gut im Kopf wie andere Lieder der Band selbst. „Buszy“, neu am PC zerhackt von James, bietet lediglich eine basslastige, elektronische Komponente zum Original, während der Gesang aus der Urversion darübergelegt wird. Kann man mögen, muss man nicht. Zum Bass ausreizen in der neuen Karre reicht es aber allemal aus. Besonders positiv fällt hingegen die Schönheit der Akustik Version von „Taken“ auf, welche den genannten Kritikpunkt ein wenig abschwächt. Gerade der Griff in diese Schublade zeigt, dass Hacktivist zu allem bereit sind, und man nicht immer nur ein lautes Feuerwerk erwarten, sondern für alles gewappnet sein sollte.
Insgesamt sollte man also die „Over-Thrown EP“ eher als eine Single plus mehrerer B-Seiten betrachten. Hacktivist sind eine Band, die im Stile der Hip-Hop Szene gern mal ein Mixtape veröffentlicht, ohne wirklich etwas Neues darauf zu zeigen – und damit davonkommt. Beachtet man, dass sie bereits auf Tour waren, bevor sie irgendeine Art von Musik veröffentlicht hatten, so sollte man sich einfach freuen, dass sie noch immer technisch komplexe sowie kraftvolle Musik machen und damit Erfolg haben. Wir freuen uns auf die nächste Überraschung!