EP Review: THE FEVER 333 – Made an America

Die USA sind in Aufruhr, nichts funktioniert, wie es soll. Die Neuformierung der brachialen Underground-Supergroup THE FEVER 333 und die Veröffentlichung einer starken EP hätte zu keinem besseren Zeitpunkt erfolgen können.

Es schien, als hätte der Punk Ethos sein Feuer verloren. Formelartiges Songwriting wurde zum Brauch, die einfachen Hooks zur Lachnummer. In einem Amerika, welches von politischem Unheil und Missständen geplagt wird, schreit die frustrierte Generation junger Aktivisten nach Innovation und einer Stimme für Ihre Wut. Nach der Auflösung von letlive. hat es nicht lange gedauert, ehe Jason Aalon (Gesang) erneut seine nicht zu zähmenden Stimmbänder mit Galle einschmierte und seine Gesellschaftskritik giftig ausspuckte. Ganz genau, THE FEVER 333 geht nicht den Weg wie das Exprojekt Aalons (Die Rezension dazu lest ihr hier), sondern verschreibt sich einer exzentrischen Mischung aller Musik, die zugleich Frustration und Hoffnung verspricht. So trifft Screamo-Trap auf Off-Beat Breakdowns („Hunting Season“), Elektronik auf wie berserk vorgetragenen Rap („We’re Coming In“) oder aber auch effektive Groovemonster auf eindringliche Refrains („Made An America“). Was bei der EP besonders hervorsticht ist der hohe Suchtfaktor aller Songs, der die knapp 20 Minuten wie im Nichts vergehen lässt. Einzig „(The First Stone) Changes“ präsentiert trotz des starken Gastauftritts Yelawolfs einen befremdlichen Refrain, der leider ein wenig belanglos dahinplätschert.

Im Hinblick auf die Produktion fühlt sich das Debüt des Trios bestehend aus Aalon, Steve Harrison (The Chariot) und Aric Improta (Night Verses) an wie die Amalgamation älterer letlive.-Alben und Kritik am Status Quo der Gesellschaft, der mithilfe rasanter Liedstrukturen wieder der ach so lange abhanden gekommene Biss zurückgegeben wird. Von vorne bis hinten hört sich die EP an wie aus einem Guss: verzerrte Schlagzeuge duellieren sich mit bizarr klirrenden Gitarren und Aalons energetischen Schreien (man hört förmlich, wie Aalon während seiner unkalkulierbaren Screams wild durch den Raum springt). Doch was das Erstwerk der Band noch viel relevanter macht ist die unabdingbare Ehrlichkeit, mit der die heutigen Probleme geschildert werden. Rassismus, Korruption, Frauenfeindlichkeit, Empathieverlust, die Waffenlobby – THE FEVER 333 haben eine Menge Wut in petto, und es fühlt sich so an, als sei dies erst der Anfang einer Bewegung, die sich weit über die Musik hinaus bemerkbar machen wird. Mit selbst organisierten Protestmärschen stellt sich das Trio über Möchtegern-Aktivisten. Die zudem mitreißende Message der EP macht diese womöglich jetzt schon zur Kampfansage des Jahres. „This is getting out of hand!“

Label: Roadrunner Records
VÖ: 23.03.2018

Genre: Punk, Crossover, Hardcore

Vergleichbar:

letlive. – Fake History
Body Count – Bloodlust

Wertungen:

Lyrik 13/15
Produktion 14/15
Songwriting 13/15
Spannungsbogen 13/15
Suchtfaktor 15/15

Gesamtwertung: 13/15