Review: King Gizzard & The Lizard Wizard – Omnium Gatherum

Nach dem Zuckerguss von Butterfly 3000 läuten King Gizzard & The Lizard Wizard mit Omnium Gatherum ihre Jam-Periode ein, was im Allgemeinen eine Würdigung des Moments und im Konkreten das längste Album der Bandgeschichte bedeutet.

Bei der australischen Psych-Band stellt sich nicht die Frage, ob sie zu neuen musikalischen Ufern aufbrechen, sondern wann – allein mit den seit 2019 veröffentlichten Platten haben sie mindestens vier Genregrenzen überschritten. Wem das zu sprunghaft ist, sollte die Finger von den 16 Songs von Omnium Gatherum lassen, das die Bandbreite der vergangenen Veröffentlichungen in einem Album bündelt. Der Stoner-Metal von Gaia und Predator X hätte problemlos auf Infest The Rat’s Nest gepasst, Magenta Mountain kopiert den körperlosen Neo-Psychedelia-Sound von Butterfly 3000 und Evilest Man bewegt sich zwischen Psychrock, Weirdo-Boogie á la Fishing For Fishies und dem Hängematte-Vibe von Work This Time. Es scheint, als hätten King Gizzard ihre Hyperaktivität gegen eine neue Form der Lässigkeit eingetaucht – manische Psychrocktrips sind die Mangelware, allenfalls scheinen sie im 16-minütigen Opener The Dripping Tap durch, der Gitarre über Gitarre über Gitarre stapelt.

The Dripping Tap ist der Song, der die Jam-Session-Fahne am höchsten vor sich her trägt. Die Mehrzahl der anderen bleibt unter fünf Minuten und hält sich an konventionelle Songstrukturen – soweit bei dieser Band von konventionell die Rede sein kann. Omnium Gatherum begreift sich vor allem als Mixtape, als „unser weißes Album, auf dem alles möglich ist“, als Spielplatz für die Band, auf dem sie sich nicht zwischen Rutsche und Seilbahn entscheiden muss, weil Zeit für alles ist – zum Beispiel für die Beastie-Boys-Verbeugung Sadie Sorceress oder das abstruse The Grim Reaper. Nicht nötig, aber unterhaltsam. Großartig wird es in Blame It On The Weather, wenn sie Garagenrock und Soul verbinden, als wären sie nicht aus Melbourne, sondern die Alabama Shakes. Flying Microtonal Banana ist das homogene Meisterwerk, ihr 20. Album der Beweis, dass King Gizzard dann am spannendsten sind, wenn sie sich nicht in Grenzen halten.

Omnium_Gatherum_Art

Label: KGLW
VÖ: 22.04.2022

Genre: Psychedelic Rock, Neo-Psychedelia

Vergleichbar:
White Denim – Corsicana Lemonade
Wand – Laughing Matter

Wertung:
11/15