Review: Foals – Everything Not Saved Will Be Lost Part 2

Vergangenes Jahr enthüllte eine Studie der University Of Wisconsin-Madison, dass aufgrund des Klimawandels bereits 2030 auf der Erde ein Klima herrschen könnte, wie es diese zuletzt vor drei Millionen Jahren erlebt hat. Dass es so gut wie zu spät ist, um diese Entwicklung aufzuhalten, haben auch Foals verinnerlicht.

Anfang März haben die Briten ihr fünftes Album – und zugleich erster Teil des Doppelalbums Everything Not Saved Will Be Lost – veröffentlicht. Während die erste Hälfte des Mammutprojekts ohne den luftigen und zugleich vertrackten Foals-Sound zu ignorieren, vermehrt auf Synthesizer setzte, rückt das Quartett auf dem zweiten Teil die Gitarre wieder deutlich mehr ins Rampenlicht und das vielleicht so prägnant wie nie zuvor. Wer angesichts dessen aber zehn Songs der Marke Inhaler erwartet, dürfte eventuell enttäuscht werden. Dass Foals Bombast-Rock komplett links liegen lassen, negierte hingegen die erste Single Black Bull, in der Frontmann Yannis Philippakis zu einem dicken Gitarrenriff schon fast zu schreien beginnt. Wash Off landet dank des vertrackten Gitarrenriffs wiederum im Indiepop und Dreaming Of rückt Philippakis‘ Gesang im Mix mehr nach vorne, während die Gitarre zu leichten Soul-Elementen im Verborgenen vor sich hin wildert. Den größten Soul-Anteil des Albums enthält dagegen das groovige Like Lightning.

Soundtechnisch malen Foals damit nicht in den düsteren Farben, wie man es aufgrund der Thematik und des Covers vielleicht hätte vermuten können, ausgeschlossen positiv klingt die Platte aber auch nicht. Das Intro Red Desert verkündet zu düsteren Synthesizer- und Orgel-Klängen wie aus Christopher Nolans Meisterwerk Interstellar Unheil, lockert sich aber zum direkten Übergang in die Single The Runner deutlich auf. Diese marschiert mit einem breiten Gitarrenriff voran und verkündet im hymnischen Refrain, wie ihn nur Foals hinbekommen, trotz der nahenden Dystopie Hoffnung: „If I fall down, fall down/ Then I know to keep on running“. Den Bogen zu Everything Not Saved Will Be Lost Part 1 spannt das balladeske Into The Surf, das die träumerische Soundlandschaft der Interlude Surf, Pt. 1 aufgreift.

Das hier präsente Klavier taucht auch in der Interlude Ikaria auf, die nach der griechischen Insel benannt ist, auf der Dädalus seinen Sohn Ikarus beerdigt haben soll, nachdem dieser zu nah an die Sonne geflogen ist und diese das Wachs seiner gebauten Flügel schmolz, woraufhin er ins Meer stürzte und starb. Foals machen sich diesen Mythos zu eigen und erzählen dessen Geschichte im folgenden 10,000 Feet nach. Die Worte im Refrain können dabei als Warnung vor den Auswirkungen des Klimawandels verstanden werden: „Fall on the fire just to start again/ Cool green water, come and mend/ Burning star about to come again“. Ihr Doppelalbum schließen Foals mit dem zehnminütigen Neptune ab, dem mit Abstand längsten Song ihrer Bandgeschichte. Die Gitarre setzt hier nach knapp zwei Minuten erst so richtig ein, scheint im Mittelteil fast zu kollabieren, hält den Song aber am Leben, bevor zwei Minuten vor Ende des Songs und der Platte Philippakis‘ Gesang wieder einsetzt und sich das Song-Epos ein letztes Mal aufbaut. Danach kann nichts mehr kommen und Foals blicken endgültig vom Indie-Olymp herab. Wenn es denn noch etwas zum Betrachten gibt.

FOALS_LP2_ONLINE_REGULAR1-1-1

Label: Warner
VÖ: 18.10.2019

Genre: Indierock, Alternative Rock

Vergleichbar:
Biffy Clyro – Opposites
Thrice – Palms

Wertung:
13/15