Das ist fast schon unfair: Gerade mal zwei Wochen ist das Jahr 2022 alt – und schon liefern Wiegedood einen Favoriten auf das Black-Metal-Album des Jahres.
Albumeinstiege können sie, die drei Herren aus Belgien. Das war schon auf ihrer De Doden Hebben Het Goed-Alben-Trilogie (2015, 2017 und 2018) so und wird konsequenterweise auf ihrem neuen Output There’s Always Blood At The End Of The Road fortgesetzt. Ohne Umschweife und direkt rein ins Vergnügen lautet die Devise. Zumindest, wenn man auf Blastbeats und messerscharfe Riffs steht. Und sind wir mal ehrlich, genau das wollen wir von Wiegedood. Die Grundidee hinter dem neuen Album war dieses Mal eine komplett andere. Die vorherigen Alben waren kohärent, folgten einem gewissen Prinzip. Vier Songs bildeten den Grundrahmen, die musikalische Ausrichtung war stringent: Blastbeasts, rasantes Grundtempo, präzise Riffs und ein keifender Levy Seynaeve, der gleich aus den Boxen springt, um dir direkt ins Gesicht zu brüllen.
There’s Always Blood At The End Of The Road ist frei von Grenzen, sei es musikalisch oder bezogen auf Arrangements. Die Songs pendeln zwischen knackigen vier Minuten oder gewohnten acht Minuten. Der Opener FN SCAR 16 wiederholt dabei fast durchgehend ein gleichbleibendes Thema, bis die Gitarren in wildes Solieren übergehen. Langweilig wird es trotzdem nicht. Das Adrenalin, welches den Belgiern während der Aufnahmen durch den Körper geströmt sein muss, tropft förmlich aus den Boxen. In And In Old Salamano’s Room, The Dog Whimpered Softly kommt dann der erste Break. Von 100 auf 0 geht es mit halber Geschwindigkeit und abgedämpft summender Gitarrenwand weiter, inklusiver sanfter Ghostnotes. Selbes Spiel bei Nuages, untermalt von unverständlichem Winseln und Schreien – und einer Prise dissonanten Gitarrensoli.
Wiegedoods Ansatz, eine ungemütliche Platte zu schreiben, geht vollkommen auf und schimmert an jeder Ecke durch. Wilde Riffverschiebungen und Dissonanzen laufen gegeneinander, finden aber so zu einer hervorragenden Symbiose. Das abschließende Carousel fasst das komplette Album gut zusammen. Nach minutenlangen, gediegenem Sonntags-Blastbeat und beschwörerischem Gesang inklusive einem Riff, das so klingt, als hätte ein blutiger Anfänger wahllos irgendwelche Töne angeschlagen, wird der Blastbeat-Hammer noch einmal ausgepackt. Es endet, wie es angefangen hat: Rasant und abrupt – und plötzlich ist da diese Leere. Eine positiv stimmende Leere.
Label: Century Media
VÖ: 14.01.2022Genre: Black Metal
Vergleichbar:
Uada – Cult Of A Dying Sun
Mutilation Rites – HarbringerWertung:
13/15