Review: Architects – The Classic Symptoms Of A Broken Spirit

Keine zwei Jahre nach For Those That Wish To Exist marschieren Architects mit ihrem zehnten Album weiter selbstbewusst in Richtung Stadionrock.

The Classic Symptoms Of A Broken Spirit zeigt die Band aus Brighton dabei deutlich aufgeräumter und kompakter als der Vorgänger. Anstelle von 15 gibt es dieses Mal elf Songs, kein Intro und statt epischen Streichern baut das Quintett in den Großteil der Songs elektronische Industrial-Sounds ein. Das ergibt ein Album aus einem Guss, mit dicken Gitarrenriffs von Adam Christianson und Josh Middleton sowie großen Refrains, die nach dem ersten Nummer-eins-Album der Briten in ihrer Heimat glasklar den Kurs Richtung Stadion und Arena vorgeben. Doch damit beginnen auch schon die Probleme von The Classic Symptoms Of A Broken Spirit. Wusste For Those That Wish To Exist durch sein Abwechslungsreichtum zu bestechen, sind die meisten Songs des neuen Albums ähnlich aufgebaut, sodass sich der von der Band selbstsicher vorgetragene Sound recht schnell abnutzt.

Der Opener Deep Fake baut sich nach einem ersten Riff mit atmosphärischem Klargesang von Frontmann Sam Carter stadiongroß auf, bevor sich die Band recht schnell in den ersten Chorus stürzt. Anschließend wird die Band inklusive Geschrei von Middleton kurz treibender, nimmt dann aber wieder etwas den Druck raus, was sie im Verlauf des Albums immer wieder macht. Deep Fake ist aber nicht nur wegen seines ordentlichen Breakdowns und dem hallenden Geschrei von Carter ein guter Opener, der aber etwas zu sehr eine Hymne sein möchte. Tear Gas beginnt anschließend mit einem schleppenden und fast schon an Rammstein erinnernden Riff, bevor sich Synthesizer und Klargesang sowie schnellere Parts und Geschrei gekonnt abwechseln. Den Stadionanspruch der Band setzt der folgende Refrain zudem gekonnt um. Darin singt Carter „Anything is possible/ We could be unstoppable“, und es scheint wirklich so, als würden Architects mit diesem neuen Sound alle Türen offenstehen. Dann folgt mit Spit The Bone jedoch der erste verzichtbare und im Midtempo dahinplätschernde Song, den auch das erste „Blegh“ von Carter seit längerer Zeit nicht retten kann.

Das folgende und den auch innerhalb der Band geführten Kampf mit psychischen Problemen thematisierende Burn Down My House stellt wiederum die einzige Ballade des Albums dar und funktioniert hervorragend, weil sich Architects dem schleppenden Tempo vollkommen hingeben. In der Albummitte kristalliert sich zudem das Albumkonzept deutlich heraus. Auf The Classic Symptoms Of A Broken Spirit geht es um den gebrochenen Geist der sich selbst zerstörenden Menschheit. „We fell in love with a death machine“ heißt es etwa im symptomatisch betitelten Living Is Killing Us, während Carter im härteren When We Were Young singt: „When we were young/ We thought we had the whole world figured out/ Now all we do is speak in tongues/ We play a losing game/ Only now we hear the shouts fading out/ We flew into the sun“.

Nach dem rockigen Doomscrolling folgt mit dem halbgaren Born Again Pessimist ein weiterer verzichtbarer Song, bevor Architects zu einem fulminanten Finale ansetzen. A New Moral Low Ground führt mit Klargesang sowie einem ruhigen und langsamen Intro zunächst auf die falsche Fährte, bevor der Song explodiert und inklusive Geschrei von Carter das Tempo rasant anzieht. Erst zur Bridge nehmen Architects das Tempo nochmal stark raus, bevor sich der Song gelungen neu aufbaut und in ein Gitarrensolo mündet. All The Love In The World baut in der Bridge gelungen einen Chor ein, bevor mit Be Very Afraid der härteste Song die Platte beschließt. Hier gehen Architects in Sachen Geschwindigkeit und Härte sowie Sam Carter stimmlich ans Äußerste. Damit stellt der Song einen starken Kontrast zum Rest des Albums dar, bei dem Carter nahezu ausschließlich singt. Aufgrund seines homogenen Sounds sticht zudem kein Song wie etwa Animals auf dem Vorgängeralbum hervor, ein gutes Album ist The Classic Symptoms Of A Broken Spirit dennoch geworden. Nichtsdestotrotz handelt es sich mit dem Wissen, wozu diese Band eigentlich in der Lage ist, um eine kleine Enttäuschung.

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Label: Epitaph
VÖ: 21.10.2022

Genre: Metalcore, Industrial, Alternative Rock

Vergleichbar:
Northlane – Obsidian
Thornhill – Heroine

Wertung:
10/15