Konzertbericht: King Gizzard & The Lizard Wizard, Köln E-Werk, 15.08.2023

Selbstverständlich haben King Gizzard & The Lizard Wizard seit ihrer vergangenen Europatour im März ein neues Album veröffentlicht. Davon finden sich heute zwei Songs auf einer Setlist wieder, die erneut alle Facetten der australischen Alleskönner abdeckt und sich im Vergleich zu den bisherigen Shows der aktuellen Europatour naturgemäß deutlich unterscheidet.

Von den 14 Songs, die das Sextett am Vorabend beim Palp Festival in der Schweiz gespielt hat, findet sich kein einziger auf der Setlist des heutigen Abends wieder. Im Vergleich zum Auftritt auf dem slowakischen Grape Festival gibt es zwei Überschneidungen (Converge und Witchcraft), vom Tourauftakt beim schwedischen Way Out West finden sich mit Hell, Ice V und Iron Lung drei Songs auf der Setlist des vierten Tourneeabends wieder. Ihr erstes alleiniges Konzert der aktuellen Tourrutsche eröffnen King Gizzard & The Lizard Wizard mit dem ihr 2020 und 2021 erschienenes Doppelalbum K.G.L.W. abschließenden Titeltrack, einem über achtminütigen Doom-Monster im Midtempo. Im Anschluss an diesen unorthodoxen Aufgalopp verkündet Gitarrist Joey Walker der Domstadt seine Liebe, indem er Köln zur deutschen Lieblingsstadt seiner Band erklärt – in Berlin würden dagegen nur Poser wohnen. Weiter geht es mit Pleura, der sich ebenfalls auf L.W. befindet, und den die Band nach dem Intro kurz anhält, um schließlich die volle Riff-Breitseite auf das Publikum loszulassen, dass nun zum ersten Pit des Abends ansetzt. Für den dritten Song Billabong Valley (von Flying Microtonal Banana) wechseln Sänger und Gitarrist Stu Mackenzie und Multiinstrumentalist Ambrose Kenny-Smith Positionen und Instrumente, während sich in der Menge erstmals Gerüche bewusstseinsverändernder Substanzen verbreiten.

Danach sind alle Musiker wieder an ihren ursprünglichen Positionen und King Gizzard schrauben mit Converge und Witchcraft ein nahtlos ineinander übergehendes Thrash-Metal-Brett von ihrem im Juni erschienenen 24. Album PetroDragonic Apocalypse; or, Dawn Of Eternal Night: An Annihilation Of Planet Earth And The Beginning Of Merciless Damnation zusammen. Nach einem kurzen Drum Solo gießen die Australier in Form des Infest The Rats‘ Nest-Doppels Self-Immolate und Hell weiter Öl ins Höllenfeuer E-Werk. Wie bereits im Frühjahr wird die Show der Band von auf einer Leinwand flimmernden psychedelischen Animationen und einer farbenfrohen Bühnenbeleuchtung untermalt. Erneut kristallklar ist zudem der Sound, der neuere Songs wie auf Platte klingen lässt und ältere deutlich druckvoller erscheinen lässt. Nach vier thrashigen Songs hintereinander kündigt Walker an, nun sexy werden zu wollen und dem von Kenny-Smith mit Mundharmonika aufgepeppten This Thing ist eine gewisse Tanzbarkeit definitiv nicht abzusprechen. Work This Time beginnt hingegen deutlich reduzierter, ehe sich King Gizzard in einen Jam-Rausch inklusive Mundharmonika-Solo von Kenny-Smith spielen. Für das von Multiinstrumentalist Cook Craig gesungene The Garden Goblin wird die Bühne passenderweise in grünes Licht getaucht, ehe Ice V ebenfalls die Jam-Qualität der Band verdeutlicht. Das gilt auch für das von Jazz Drums eröffnete Iron Lung, an dessen Ende King Gizzard das Konzert nach 100 Minuten abrupt ohne Zugaben trotz lautstarker Zuschauerrufe beenden. Das lässt einen zunächst etwas verwundert zurück, doch recht schnell überwiegt die Begeisterung: kaum eine andere Gitarrenband beherrscht so viele Genres wie die Australier, die nicht nur gefühlt spielen können, was sie wollen, und dabei stets Begeisterungsstürme auslösen.

*Das Titelbild entstammt unserem Konzertbericht zur im März in Wiesbaden gespielten Show von King Gizzard & The Lizard Wizard, da uns trotz bestätigter Akkreditierung inklusive Fotopass in Köln kein Fotopass ausgehändigt wurde.