Movements haben mit ihrem ersten Deutschland-Konzert seit fast fünf Jahren einen gelungenen Tourauftakt im ausverkauften Wiesbadener Kesselhaus gefeiert.
Im Februar 2019 stand die Band aus Kalifornien zuletzt auf einer deutschen Bühne. Dass es so lange bis zur nächsten Europatour gedauert hat, ist ausschließlich auf die Pandemie zurückzuführen, aufgrund der Movements ihr zweites Album No Good Left To Give (2020) hierzulande gar nicht betouren konnten. Bevor die US-Amerikaner dies heute nachholen, wärmen Softcult die Menge mit ihrem Alternative-Shoegaze-Grunge auf. Der erinnert immer wieder an Teenage Wrist, auf deren aktuellen Album Still Love die Kanadier*innen auch einen Gastauftritt haben. Das live als Quartett auftretende Duo um die Zwillinge Phoenix und Mercedes Arn-Horn besitzt zudem textlich Riot-Grrrl-Züge, wenn es gegen Incels wettert, „Eat the rich“ skandiert und sowohl per Ansage als auch emotionalen Spoken-Word-Part im abschließenden Uzumaki Betroffenen von häuslicher Gewalt zuspricht.
Aus diesem Sog reißen einen Movements direkt mit dem aus der Büchse kommenden Kinderchor zu Beginn des Openers You’re One Of Us Now heraus. Die im Verlauf des Abends von Band und Publikum herausgelassene Energie deuten nicht nur die wuchtigen Gitarren, sondern auch ein erster Stagediver an. Beim folgenden und ebenfalls vom im August erschienenen neuen Album Ruckus! stammenden Lead Pipe nimmt die Bewegung in der Menge schon etwas zu, erst beim ersten älteren Song Full Circle bildet sich jedoch der erste von lauten Singalongs begleitete Moshpit. Bei Fail You an fünfter Stelle springt schließlich das halbe Kesselhaus. Skin To Skin von No Good Left To Give beweist dagegen, dass die auf Ruckus! teilweise erforschte Poppigkeit schon immer ein Bestandteil des Movements-Sounds gewesen ist, was die folgende und ebenfalls von diesem Album stammende Ballade Seneca nur bestätigt. Von No Good Left To Give gibt es heute nur diese zwei Songs zu hören, während es von der Debüt-EP Outgrown Things (2016) immerhin Kept auf die Ohren gibt. Im Zentrum der Show stehen mit jeweils sechs Songs aber das Debütalbum Feel Something (2017) sowie Ruckus!
Von Letzterem entpuppt sich etwa das energische I Hope You Choke! als Live-Highlight, ehe die folgende alleinstehende Single Cherry Thrill die Show kurzzeitig in ruhigere Gewässer leitet. Auch Killing Time fällt zurückgelehnter aus, bevor Suffer Through wieder anzieht. Mit der in der ersten Strophe sehr zugänglichen und von Frontmann Patrick Miranda stark gesungenen Ballade Tightrope gibt es anschließend den poppigsten Moment des Abends, der Movements aber ausgezeichnet steht. Deep Red und Kept bringen noch einmal die volle Energie zurück, sowohl auf der Bühne in Form des nun aufgescheuchten und sein Mikro mehrfach ins Publikum haltenden Miranda als auch davor dank zahlreicher Crowdsurfer und Stagediver. Mit ihrem bekanntesten Song Daylily beenden Movements schließlich ihren ausnahmslos starken Auftritt nach 75 Minuten. Danach bleibt die Erkenntnis, dass der zunehmend poppigere Anstrich auf Ruckus! ihrem Emo ausgezeichnet steht, man sich für Miranda aufrichtig freuen kann, dass die Texte der Platte ein gesünderes Innenleben darstellen als zuvor und dass man Movements auf dieser Tour wohl zum letzten Mal in solch kleinen Clubs erlebt.
© Fotos von Valentin Krach