Berliner Rap und Hip-Hop sind angesagt wie nie. Die Szene wächst und entwickelt sich weiter. Doch einige Künstler haben seit Jahren eine Vormachtstellung in diesem Musikbereich. Zu diesen zählt auch Friedrich Kautz alias Prinz Pi.
Der Berliner Rapper Prinz Pi hat Anfang des Jahres seine neue Scheibe ’’Im Westen nix Neues’’ veröffentlicht. Das 16 Tracks starke Werk besitzt eine Lauflänge von etwa 63 Minuten und markiert das 14. Studioalbum des zweifachen Vaters.
Mit dem Intro-Track ’’Rebell ohne Grund (Kompass Reprise)’’ entführt uns der Rapper in eine melancholische Welt, untermalt mit Klavier- und Gitarrenklängen. So fragt er sich, was aus den Leuten zehn Jahre nach dem Abitur geworden ist, die seinen Weg gekreuzt haben.
In der folgenden Stunde bekommen wir mal ruhige Nummern und mal treibende und schnelle Rap-Songs zu hören. Dabei übertreibt es Prinz Pi im Mittelpart mit den ruhigeren Songs, bevor er ab dem elften Song nur noch treibende Tracks raushaut.
Song drei ’’Weiße Tapete / Minimum’’ ist ein absolutes Highlight der Platte und lässt über mehr als fünf Minuten den Zuhörer mit dem Kopf nicken und so wünscht man sich, man befände sich in einer großen Menschenmenge, um diesen starken Track zusammen abfeiern zu können.
Generell strotzt das Album nur vor vielen guten Lines, besonders im erwähnten dritten Song: ,,Hälfte John F. Kennedy, Hälfte Sons of Anarchy / Ich bin Prinz Pi und meine Fans sind meine Family’’.
’’1,40m’’ steht als vierter Song in einem starken Kontrast zum vorherigen Powertrack. Die aktuelle Single mit Gastmusiker Philipp Dittberner findet sich eher in langsameren Gefilden wieder, kann aber zurecht auf bereits 2,3 Millionen Videoaufrufe bei YouTube blicken – nach sechs Wochen!
Weitere hervorzuhebende Lieder sind ’’Schwermetall’’, das nach mehreren ruhigeren Songs eine starke Rückkehr zu den treibenden Rap-Songs innerhalb des Albums darstellt, und der Titeltrack ’’Im Westen nix Neues / Tochter’’, der einen sehr guten Beat und einen hervorragenden Refrain auf den Zuhörer niederprasseln lässt.
Mit ’’Im Westen nix Neues’’ hat es Prinz Pi zum dritten Mal hintereinander nach ’’Kompass ohne Norden’’ und ’’pp=mc^2’’ geschafft, ein #1-Album zu veröffentlichen. Bis Mitte April tourt er noch durch die deutschen Konzerthäuser, bevor man ihn im Sommer auf manch einem Festival erblicken kann. Seine neuen Songs besitzen genug Qualität um auch live überzeugen zu können. Wer sich selbst von der Qualität der neuen Scheibe von Prinz Pi überzeugen mag, sollte in diesem Fall zur CD greifen, denn diese besitzt eine tolle Aufmachung mit einem hochwertigen Schuber – ein feiner Leckerbissen für die Fans, die Prinz Pi sehr wichtig sind, was er auch in seiner Dankesrede deutlich erwähnt.
Insgesamt ist ’’Im Westen nix Neues’’ seinem Namen sehr treu geblieben. Auf dem Album finden sich einige starke Nummern, doch insgesamt ist das Album zu lang und der ruhige Mittelpart hätte durch mindestens eine schnellere Rap-Nummer aufgelockert werden müssen. Mit dem letzten Song ’’Lösung / Gepäck’’ findet ein gutes Rap-Album einen ruhigen und passenden Ausklang. Bedenkt man, dass Prinz Pi dieses Werk nur etwa ein Jahr nach dem Erscheinen von seinem Vorgängeralbum ’’pp=mc^2’’ in die Welt lässt, wäre eine Verneigung vor diesem Künstler angebracht, denn solche starken Texte in so einem kurzen Zeitraum trotz Liveauftritten zu schreiben, ist beeindruckend.
Trackliste:
1. Rebell ohne Grund (Kompass Reprise)
2. 21:04 / Schwarzer Lack
3. Weiße Tapete / Minimum
4. 1,40m (feat. Philipp Dittberner)
5. Werte
6. Kartenhaus
7. Im Jetzt ist das Chaos (Funkeln)
8. Familienalbum Seite 19
9. Die Füllung vom Kissen
10. Ballade für Jojo
11. Schwermetall
12. Wasser zu Wein
13. Schornsteine
14. Im Westen nix Neues / Tochter
15. Strahlen von Gold / Sohn
16. Lösung / Gepäck