Tief einatmen, lauter ausatmen – Nach einem eher bescheidenen Release in Form des Albums „Oxygen:Inhale“ melden sich die US-Amerikaner Thousand Foot Krutch nun lauter zurück. Wieso das Album jedoch zu wenig Innovation mit sich bringt, erfahrt ihr im Folgenden.
Schnell stampfend bahnt es sich an – die Rückkehr eines Rocksounds für treue Headbanger. Der Opener „Running With Giants“, der vor Allem vom rifflastigen Gitarrensound geprägt ist, weiß, den Zuhörer für sich zu begeistern. Wie zu erwarten bohrt sich bereits hier die Hook des Sängers Trevor McNevan tief ins Trommelfell. Und das samt Widerhaken. Diese Formel setzt sich konstant auf 11 der 12 Lieder des Gesamtwerks fort.
Doch sobald die Nackenschmerzen vorübergegangen sind, zeigen sich erste Schwachstellen im Songwriting. „A Different Kind of Dynamite“ lässt den Zuhörer nun nicht mehr aus Ehrfurcht den Kopf schütteln, sondern aus Ratlosigkeit: Copy-Paste Riffing à la Rage Against The Machine wird hier so schamlos eingesetzt, dass es verwunderlich ist, dass letztere Band noch keine Klage eingereicht hat. Ist man aber in der Lage, über dieses Minus als auch den dem Countryrock Pathos verfallenen „The River“ hinwegzusehen, lässt sich der Rest des Albums genüsslicher hören, wenngleich spärliche Eingriffe in andere Genres wie bei dem vom Rap durchtriebenen „Push“ einen bitteren Beigeschmack herbeiführen, da die Band genau an diesen Stellen ihre besten Seiten zeigt.
Ein weiterer Kritikpunkt ist das konstante Midtempo im Verlauf des Albums, welches dazu beiträgt, gewisse Lieder schnell zu verwechseln, da diese trotz distinktiver Hooks zu ähnlich sind. Bei all dem sei aber dennoch gesagt, dass die simple Instrumentalarbeit definitiv Power mit sich bringt, die erfrischend geringfügig auf Effekten und Spielereien beruht.
Rausschmeißer „Honest“ evoziert hingegen mehrfach Stirnrunzeln. Theatralische Streicher, bibellastiger Text, Motivik von Engeln und der Liebe als Retter in der Not – Willkommen zum Sonntagsgottesdienst mit Thousand Foot Krutch. Die klare Tendenz zum Christlichen Rock durchzieht zwar die gesamte Diskographie der Jungs, nimmt aber hier so stark an Form an, dass einem übel wird. Mit einer besseren Position innerhalb des Tracklistings hätte man diesen Moment des Entsetzens womöglich ein wenig lindern können.
Alles in Allem bleibt also zu sagen, dass Thousand Foot Krutch mit ihrem neuen Album eine solide Rockplatte ohne Ecken und Kanten geschaffen haben, die klingt, als hätte die Band ihre Fans auf Basis härterer Gitarren begeistern wollen nach einem poplastigen „Oxygen:Inhale“. Im Klangspektrum irgendwo zwischen Breaking Benjamin, Linkin Park und den Überresten einer ehemaligen NuMetal Band bleibt die Frage nach der Identität der Gruppe zwar nicht so unbeantwortet wie zuvor. Einen definitiven, eigenen Sound wird der Zuhörer aber noch immer vergeblich suchen müssen. Was bei dieser Dreiviertelstunde herausgekommen ist, ist hörenswert – nicht mehr und nicht weniger, leider.