Es gibt Tage, an denen man irgendwie alles hinterfragt und ratlos dasteht. An diesen Tagen stehen Palace Pate und zeigen, dass es die einfachen Dinge sind, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Es muss nicht immer das Neue sein, um in der Musikwelt seine Spuren zu hinterlassen. Palaces Debütalbum So Long Forever überzeugte mit bluesig angehauchten Indierock-Hymnen, die sich mittels Hall-Gitarren träumerisch aufschaukelten. Der Band aus London, die sich 2012 formierte und ohne viele Pläne gestartet war, gelang damit ein Achtungserfolg. Es folgten beinahe zwei Jahre lang ausverkaufte Headline-Shows. Auch an Life After ist das Trio ohne großen Druck herangetreten, vielmehr wurde der Großteil des Albums innerhalb von zwei Wochen fertiggestellt. Grundlage waren vorher produzierte Demosongs, an denen weiter getüftelt wurde, anstatt sie alle im Studio erneut aufzunehmen. Und gerade dieser Umstand ist es, der den Songs auf Life After seinen ganz eigenen Charme verleiht: Die elf Songs klingen organisch und nah, als würden sie gerade frisch aus dem Proberaum entspringen.
Schon der einleitende Titeltrack überzeugt mit verspielten und gegenläufigen Gitarrenmelodien, verzichtet aber auf den großen Ausbruch. Palace bleiben bei aller Energie, die sie versprühen, immer ein bisschen wie der schüchterne Junge von nebenan, der aber eigentlich viel zu erzählen hat. Oder wie Drummer Matt auch selber sagt: Bei der Entstehung des Albums ging es eher darum, die richtige Stimmung für jeden Song zu finden, als sich auf einen bestimmten Sound festzulegen. Und so folgt auf Younger, das mit leichtem Emo-Vibe an Pedro The Lion erinnert, folgerichtig das reduzierte Face In The Crowd, das neben der verhaltenen Gitarre lediglich vereinzelte Streicher einwirft. Im Mittelpunkt bleibt dabei immer die Stimme von Frontmann Leo, welcher im Vergleich zu So Long Forever sogar noch weiter nach vorne gerückt ist.
Palace balancieren in ihren Songs zwischen Traurigkeit und Hoffnungstürmen, zwischen Stolpern und Aufstehen. Am Ende steht dabei fast immer die Erkenntnis, dass es in Ordnung ist, nicht immer mit aufgesetzter Fassade den glücklichen Menschen zu mimen. Die elf Tracks sind Metaphern des alltäglichen Lebens und tragen einen durch die Nächte, wenn man benommen vom Alkohol von der Party nach Hause geht. Die träumerischen Gitarrenwände, die wie in Martyr zwischen verspielten Melodien und Halleskapaden mäandern, tun dabei ihr Übriges. Und wenn Life After dann mit Heaven Up There abschließt, ist es auch in Ordnung, sich einfach mal hinzulegen und dort für sieben Minuten zu verweilen. Auf das nötigste reduziert bauscht sich der Track bis zum Schluss auf, immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob es dort oben der Himmel ist. Eine Wunschvorstellung, über die man sich immer wieder Gedanken macht. Sobald die letzten Töne erklungen sind, kommt dann aber die Erkenntnis, dass das irdische Leben doch sehr schön ist – und den passenden Soundtrack dafür liefern uns Palace.
Label: Fiction Records
VÖ: 12.07.2019Genre: Indierock, Post-Rock
Vergleichbar:
Island – Feels Like Air
Klangstof – Close Eyes To ExitWertung:
13/15